Praxistest Fujinon SF 23 mm 1,4er. Seit einigen Wochen habe ich eine kleine handliche Fuji X-M1 im Einsatz. Das ist genau die Kamera die ich seit Jahren schon für Unterwegs gesucht habe. Mit dem Kit-Zoom kann man bereits viele fotografische Aufgaben realisieren. Für kreative und weitere Situationen fehlte es mir allerdings an Lichtstärke.
Und da Fuji inzwischen einige optische Perlen mit hoher Lichtstärke im Sortiment hat, lag es nahe, daß die kleine Kamera irgendwann mit dem ersten lichtstarken Objektiv ergänzt wird. Meine Wahl fiel auf das Fujinon XF 23mm. Das entspricht beim Kleinbild 35mm. Lichtstärke 1,4 klingt ganz interessant. Das könnte den kreativen Spielraum spürbar erweitern?
Gekauft habe ich das Objektiv im Fachhandel. Mein ehemaliger Arbeitgeber, Photo-Universal in Fellbach bei Stuttgart, hatte es am Lager. Samstags bin ich dort hingefahren und habe es auf meine Kamera gesetzt. Ein paar Testfotos im Fotoladen gemacht. Ich war sofort begeistert!
Nicht nur die Fotos, nein, auch die Haptik ist großartig! Ein vollwertiges Metallgehäuse. Beim verstellen der Blende rastet diese richtig ein. Der Blendenring geht nicht zu leicht und nicht zu schwer. Genau richtig. Wie bei einem Leica-M-Objektiv! Großartig. Da ist schon das Fotografieren ein haptisches Erlebnis. Die Blende kann manuell in 1/3 Schritten eingestellt werden. Oder man stellt den Blendenring auf Auto für Programm- und Blendenautomatik.
Der Autofokus ist recht schnell. Manches Fuji-Objektiv hat da eine langsamere automatische Fokusierung. Beim 23er gibt es in dem Punkt keine Kritik.
Bei offener Blende kann die Schärfe mal daneben liegen. Das liegt allerdings nicht am Autofokus, sondern am Fotografen. Bei offener Blende auf den Punkt zu fotografieren ist am Anfang etwas Übungssache. Inzwischen gelingt es mir nach vielen Fehlversuchen ganz gut. Ich nutze dafür meist den Autofokus. Einfach das aktive Autofokus-Feld auf die gewünschte Stelle verstellen. Und schon erhöht sich die Anzahl scharfer Fotos bei offener Blende.
Technische Daten Fujinon XF 23mm 1:1,4 R:
- Brennweite von 23mm (entspricht Kleinbild 35mm)
- Lichtstärke 1:1,4
- Kleinste Blende 16
- Optischer Aufbau: 11 Linsen in 8 Gruppen. Davon eine asphärische Linse.
- Naheinstellgrenze 0,60 cm normal oder im Makromodus 0,28 cm
- Maximaler Abbildungsmaßstab 1:10
- 7 abgerundete Blendenlamellen
- 62 mm Filtergewinde
- Abmessung 72 x 63 mm
- Gewicht 300 g
- mit Gegenlichtblende
Die offene Blende 1,4 ist in der Praxis nicht einfach einzusetzen. Das gilt aber generell für solch lichtstarke Objektive. Da bei 1,4 die Schärfentiefe sehr gering ist, liegt man bei Freihand-Aufnahmen öfter mal daneben. Damit meine ich den gewünschten Schärfepunkt.
Ein ruhiger Halt bzw. Hand ist für den gekonnten Einsatz Pflicht. Besser ist ein Stativ. Das geht aber nicht immer. Irgendwo die Arme auflegen. Oder einfach konzentriert ruhig halten, helfen damit man bei offener Blende möglichst nicht aus dem gewünschten Schärfebereich gerät. Auch mal das aktive Autofokusfeld an die richtige Stelle bringen erhöht die Quote an scharfen Fotos.
Die Schärfe ist bei Blende 1,4 sehr gut. Nicht hervorragend. Aber ein hervorragend hat auch kein anderes 1,4er Objektiv am Markt. In den Bildecken gibt es leichte Vignettierungen, welche bei den meisten Motiven aber gar nicht oder nur kaum auffallen. Das Bokeh gefällt mir bei offener Blende sehr gut.
Schön cremig ist die Unschärfeverzeichnung. Bei Lichtern gibt es, durch die abgerundeten 7 Blendenlamellen, Reflexe in Form von schönen runden Lichtpunkten.
Frei Hand lag ich am Anfang bei offener Blende 1,4 sehr oft neben dem gewünschten Schärfebereich. Deswegen mache ich bei solchen Motiven meist mehrere Aufnahmen oder auch welche mit Blende 1,8 oder 2,0. Dabei verbessert sich auch die Schärfe von sehr gut auf hervorragend und die ganz leichte Vignettierung verschwindet.
Ken Rockwell schreibt über das Objektiv, daß es ab 1,4 bis 16er Blende superscharf zeichnet! Bei unscharfen Fotos liegt es am Fotografen! Stimmt kann ich bestätigen. Ich möchte aber auch ergänzen, daß es wesentlich schwerer ist, bei offener Blende den passenden Schärfepunkt zu treffen 😉
Da gehört Übung dazu.
Ab Blende 8 oder kleiner, kann man bei Gegenlichtaufnahmen mit der Sonne auch schöne Sterneffekte ohne Lichtreflexe realisieren! Ein Zeichen für eine herovrragende Vergütung und Entspielung der Optik.
Sehr gut gefällt mir der Fokusierring. Nach vorne wird der Autofokus aktivert. Nach hinten ziehen wird automatisch auf manuellen Fokus umgetellt. Beides läßt sich mit Übung auch sehr gut kombinieren. Gerade bei bewegten Motiven kann man damit die Trefferquote verbessern.
Vorteile Fujinon XF 23mm 1:1,4 R
- Lichtstärke 1,4
- Metallgehäuse
- Manueller Blendenring mit 1/3 Einstellmöglichkeiten
- Innenfokusierung
- Flotter Autofokus
- Hohe Schärfeleistung
- Herovrragende optische Qualität
Nachteile Fujinon XF 23mm 1:1,4 R
- Hoher Preis – der meiner Meinung dennoch für die Qualität der Optik gerechtfertigt ist
Fazit Fujinon XF 23mm 1:1,4 R
Wie man sieht habe ich außer dem Preis keinen Kritikpunkt gefunden. Wobei Kritik hier stark übertrieben ist. Das Objektiv ist die aktuellen 898 € (Stand 9/2015) absolut wert.
Ein sehr robustes mechanisches Gehäuse. Ein mechanischer Blendenring und eine sehr gute optische Qualität rechtfertigen diesen Preis. Made in Japan. Nicht wie bei manch anderen Japanern Made in China.
Ich bin mit dem Objektiv sehr zufrieden. Ich gehe derzeit jeden Morgen mit dem Objektiv aus dem Haus. Auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause entstehen damit derzeit sehr viele Fotos. Die hohe Lichtstärke eröffnet viele neue Motive und Möglichkeiten. Auch in Verbindung mit dem guten Rauchverhalten bei hohen ISO-Werten der Kamera.
Bei offener Blende den Schärfepunkt auf den richtigen Punkt zu bringen ist allerdings etwas Übungssache. Hat man aber den Bogen heraus können tolle Fotos mit herrlichem Bokeh entstehen.
Ein großartiges Objektiv für jede Fuji mit X-Bajonett.