Die Infrarotfotografie hat mich schon in der analogen Fotografie fasziniert. Insbesondere die reinen Schwarz-Weiß-Infrarot-Fotografien gefallen mir sehr gut. Der surreale Eindruck von weißen Laub der Pflanzen im Kontrast mit einem schwarzen Himmel, erzielen häufig einen dramatischen Bildeindruck.
Mit meiner ersten digitalen Spiegelreflexkamera, der Nikon D70, machte ich meine ersten digitalen Infrarotversuche. In Verbindung mit einem IR-Filter und einigen Korrekturen in Lightroom, gelangen so die ersten Infrarotaufnahmen. Leider schluckt ein Infrarotfilter vor dem Objektiv sehr viel Licht. So kann man fast nur vom Stativ verwackelungsfreie Aufnahmen realisieren. Selbst bei Landschaftsaufnahmen, gab es bei Wind, verwischte Motivteile. Manchmal gab es gute Ergebnisse. Häufig hat der Wind ein schönes Motiv zunichte gemacht. Die erste Euphorie war nach einigen Fotoversuchen schnell erloschen. Den Wood-Effekt = weißes Laub bei Pflanzen, erhält man nur bei vollem Sonnenschein. Und ein Stativ bei sommerlicher Hitze durch die Landschaft zu schleppen war für mich auch kein großer Motivator.
Mit dem Wechsel zum Fuji-X-Kamerasystem entdeckte ich, daß man manche Fuji-Kamera zur Infrarotkamera umbauen lassen kann. Nach umfangreicher Recherche habe ich mir eine gebrauchte X-E1 für knapp 200 € gekauft. Diese ließ ich für rund 300€ als Infrarotkamera mit Sperrfilter 830 nm umbauen. Der große Vorteil von einem Umbau ist, daß man nun bei sonnigem Wetter die meisten Aufnahmen aus der Hand realisieren kann. Wind spielt auch bei Landschaftsmotiven keine Rolle, da man das Motiv durch eine ausreichend kurze Verschlußzeit einfrieren kann. Der Wellenbereich 830 nm sperrt so gut wie alle Farben! So ergibt sich fast automatisch ein fast reines Schwarzweißbild. Die Korrekturen in der Bildbearbeitung sind danach minimal. Die Kamera hat eine Auflösung von 16 Megapixel. Für mich ausreichend. Wenn ich eine höhere Auflösung benötige, mache ich mehrere Hochformataufnahmen nebeneinander und rechne diese in Lightroom als Panorama zusammen. Das geht meist sogar frei Hand ganz gut.
Der Umbau hat 2 Wochen gedauert. Die ersten Aufnahmeversuche waren vielversprechend. Am ersten Wochenende mit sonnigen Wetter machte ich einen ersten ausgiebigen Spaziergang durch die Weinberge und Streuobstwiesen. Danach importierte ich die Aufnahmen in Lightroom. Die Aufnahmen erschienen mir noch recht flau. Ein ganz leichter violetter Farbstich war zu erkennen. In Lightroom waren schnell die passenden Parameter eingestellt, damit die meisten Bilder meinen Vorstellungen entsprachen. Diese Grundeinstellung habe ich seitdem als Preset für den Import angelegt. So werden gleich alle Bilder mit den Grundkorrekturen importiert. Danach sind meist keine oder nur minimale Korrekturen erforderlich.
Nachteile Infrarot-Umbau
- Kosten durch Umbau
- Bei Gegenlicht häufig sehr starke Flares
Vorteile Infrarot-Umbau
- Meist kein Stativ erforderlich, da kürzere Verschlußzeiten als mit Infrarotfilter vor dem Objektiv möglich.
- Ob Farb- oder Schwarzweiß-Infrarot kann mit dem zu verbauenden Sperrfilter bestimmt werden.
Mit dem Umbau der gebraucht gekauften X-E1 bin ich voll zufrieden. Die Wahl eines 830nm Sperrfilters vor dem Sensor, erfüllt meine Erwartungen zur vollsten Zufriedenheit. Aufnahmen sind im fast reinen Schwarzweiß. Bei sonnigem Wetter meist mit hohem Kontrast. Mit Lightroom kann man aus den RAW`s fast immer noch Details aus den Lichtern und Schatten holen. Der Umbau bringt mir genau den gewünschten klassischen Schwarzweiß-Infrarot-Wood-Effekt.
Die Infrarot-Kamera nutze ich nur bei sonnigem Wetter, bei Blattgrün und Landschafts- oder Pflanzenmotiven. Bei solchen Motiven ist der Wood-Effekt am prägnantesten. Weitere Einsatzmöglichkeiten wären sicherlich noch die Portraitfotografie. Allerdings fehlt mir dazu ganz einfach die Zeit. Die Infrarotfotografie ist für mich eine kreative Nische, welche ich nur wenige Male im Jahr auslebe. Häufig auch an einem Tag im Urlaub.
Die Fotografie mit einem reinen Infrarot-Umbau macht viel mehr Spaß als mit einem Infrarotfilter vor dem Objektiv. Die Filtervariante funktioniert auch nicht mit jeder Kamera. Nur mit Kameras, welche einen infrarotempfindlichen Sensor haben. Dies sind meist nur wenige. Bei den meisten Digitalkameras, sperrt ein Filter vor dem Sensor das infrarote Licht.
Der Umbau zu einer Infrarotkamera hat viele Vorteile. Aufnahmen sind frei Hand möglich. Für den Wood-Effekt ist sowieso volle Sonne und grünes Laub an Pflanzen erforderlich. Licht sollte für solche Aufnahmen in den meisten Fällen ausreichend verfügbar sein. Die Ergebnisse sind bei mir inzwischen in den meisten Fällen schon sehr nahe am Wunschergebnis. Grundlage ist ein einmal erstelltes Preset in Lightroom. In den meisten Fällen sind mit dieser Grundeinstellung nur noch minimale Änderungen bei den Lichtern und Schatten erforderlich.
Nachteile gibt es natürlich auch. Durch den Umbau bzw. Austausch des Filters vor dem Sensor. HIer stimmt bei meiner Kamera die Berechnung der optischen Korrekturen nicht vollständig. Bei direktem Gegenlicht kann es viel stärkere Flares geben. Teilweise sind diese so groß, daß sie kaum als gestalterisches Mittel eingesetzt werden können. In der Praxis hilft da meist ein veränderter Standort oder Bildausschnitt und dies zu vermeiden. Die sonstigen optischen Korrekturen werden von der Kamera zum Glück berücksichtigt. Wie das bei anderen Kameramodellen ist, kann ich nicht beurteilen. Ich berichte hier lediglich über die X-E1.
Viele Infrarotinteressenten werden von den Umbaukosten abgeschreckt. Zum einen benötigt man eine Kamera. Solch eine umgebaute ist nur für die Infrarotfotografie einsetzbar. Das reduziert natürlich auch die Einsatzmöglichkeiten für viele andere Fotoaufgaben. Allein schon für die Anschaffung einer Kamera entstehen Kosten. Dazu kommen noch die Kosten für den Umbau. Die Umbaukosten können je nach Kameramodell zwischen 250 – 700 € liegen. Kostenfaktoren sind die Größe des Sensors und der Aufwand für den Umbau und welcher Infrarot-Sperrfilter eingebaut werden soll. Darüber hinaus sollte man sich im Vorfeld informieren, ob die vorhandenen Objektive sich für die Infrarotfotografie eignen. Manche Objektive fabrizieren einen Hotspot. Diese bilden in der Mitte viel heller ab. Nähere Informationen darüber findet man in Fachforen über Infrarotfotografie oder Foren der Kameramarken. Welche Kamera eignet sich zum Umbau für die Infrarotfotografie? Darüber geben die Homepages der Umbau-Dienstleister Auskunft. IRreCams oder Optic Makario haben die Kameramodelle mit Preise auf Ihren Seiten aufgelistet.
Welchen Sperrfilter man auswählt hängt vom persönlichen Geschmack und was für Infrarotbilder man machen möchte ab. 630 – 700nm eignen sich sehr gut für farbige Infratotfotografien. Hierzu muß man sich allerdings fast immer ein Preset in Lightroom oder einem vergleichbaren RAW-Konverter anlegen, um möglichst das gewünschte Endergebnis halbwegs hinzubekommen. Bei Farb-Infrarot sind viele Farben und Varianten möglich. Nur eine Teilfärbung oder mehrfache Färbung sind hier denkbare Möglichkeiten. Alles eine Frage des persönlichen Geschmackes. Bei Schwarz-Weiß-Infrarot tue ich mich da leichter. Hier will zumindest ich, in den meisten Fällen, ein weißes Blattgrün = Wood-Effekt. Und dazu möglichst ein schwarz bis schwarzgrauer Himmel für einen extremen und dramatischen Bildeinddruck. Das ist aber nur meine Vorstellung von Infrarotfotografie. Reine Schwarzweiß-Infrarot-Fotos sind mit 630 – 730 nm auch möglich. Einfach nur die passenden Regler im RAW-Konverter verschieben und als Schwarzweiß-Preset für zukünftige Aufnahmen speichern. Ich habe mich dennoch für einen 830 nm Filter entschieden. Dieser sperrt nahezu alle Farben. Es entsteht gleich ein fast reines Schwarzweißbild. Das finale Preset ist damit wesentlich einfacher zum erstellen. Allerdings kann man damit keine Farb-Infrarot-Bilder realisieren.
Fazit:
Für mich ist die Fuji X-E1 die perfekte Schwarzweiß-Infrarot-Kamera. Leicht, handlich und frei aus der Hand bedienbar. Sie macht genau solche Schwarzweiß-Infrarot-Fotografien, die ich mir immer vorgestellt habe. Mit 200 € Gebrauchtpreis + 300 € für den Umbau, lag der Gesamtpreis in einem für mich noch akzeptablen Gesamtpreis.
Tipp: Die Entwicklungszyklen bei Digitalkameras werden immer kürzer. Oft lohnt sich ein Blick auf den Gebrauchtmarkt. Wenn ihr auch Interesse an einer Infrarotkamera habt, schaut euch die Liste der zum Umbau angebotenen Kameras der Umbaudienstleister an. Danach prüft ihr wie diese auf dem Gebrauchtmarkt gehandelt werden. Besonders 1 oder 2 Generationen alte Kameramodelle werden oft zu einem Bruchteil des ursprünglichen Neupreises angeboten. Für die Infrarotfotografie tuen es diese in den meisten Fällen.
Hallo Bernd,
Infrarotfotografie hat mich auch in der analogen Zeit fasziniert, da war es ja auch recht einfach mit dem dementsprechenden Wissen über Film und Entwicklung…
Auf jeden Fall ein spannendes Thema – und beeindruckende Ergebnisse !
Liebe Grüße aus Wien
Heinz
Warum die Kamera umbauen lassen? Fast alle Fujifilmkameras enthalten eine interne Infrarot-Filmsimulation…
Hallo John, ich habe 4 bzw. 3 verschiedene Fuji-Kamaeras. Von denen hat keine eine IR-Simulation Wie kommst du zu dieser pauschalen Erkenntnis? Welche Modelle haben das?
Unabhängig davon ist das Ergebnis oft nicht das selbe wie bei einer echten Infrarotkamera.
LG
Bernd