Seit langem bringe ich mal wieder ein Photoshop Tutorial. Bereits vor drei Jahren habe ich über eine Möglicheit berichtet, wie man den Hintergrund weiß freistellen kann. Bei der damaligen Methode wird der Weisspunkt neu gesetzt. Das geht relativ schnell, hat aber auch einen grossen Nachteil. Durch diese Methode wird das ganze Bild aufgehellt. Bei manchen Motiven mag dies OK sein. Bei vielen Motiven werden allerdings Bildinformationen verloren gehen. In der Praxis sieht man dann keine Details in den hellen Bildbereichen, den Lichtern, mehr.
Bei Motiven wo das nicht funktioniert arbeite ich mit einer anderen Methode. Auch in der Stockfotografie ist eine saubere weisse Freistellung für einen erfolgreichen Verkauf von fotografischen Objekten und Personen sehr vorteilhaft. Der Bildkäufer tut sich damit bei der Weiterverarbeitung wesentlich leichter. Und einige Stockagenturen achten auf eine saubere Freistellung, um ihren Kaufkunden die maximale Qualität bieten zu können. Wozu überhaupt ein Motiv freistellen?
In den meisten Fällen werden solche Motive für Montagen weiter verwendet. Dabei spielt es keine Rolle ob für eine Fotomontage oder ein Webdesign. Die Grundlage ist immer die gleiche. Manche Motive werden deswegen von Webdesignern, Grafikern als auch Fotografen gezielt gesucht. Diese suchen für einen bestimmte Aufgabe nach einem freigestellten Motiv. Oder man benötigt selber für einen Auftrag oder eine kreative Idee, zur Umsetzung ein freisgestelltes Objekt, welches in die Gesamt-Komposition eingefügt werden soll.
Am einfachsten geht dies mit einem weissen Hintergrund. Ich verwende hier einen weissen Fotokarton mit optischen Aufhellern. Im Handel gibt es zwei Weißtöne. Das einfache weiß hat meist einen leicht warmen Farbton und eignet sich weniger zum Freistellen. Das andere Weiß beinhaltet optische Aufheller, die Licht stärker reflektieren. Manche Hersteller von Hintergrundpapier nennen es auch Arktisweiß. Diese eignen sich hervorragend zum Freistellen.
Dennoch gelingt es nicht immer zu 100%, dass der weisse Hintergrund durchgehend weiß wird. Ehrlich gesagt, gelingt es mir sogut wie nie. Bei zuviel Licht auf den Hintergrund, kann dieser zurück strahlen. Man bekommt bei manchen Motiven einen nicht immer erwünschten Gegenlicht-Effekt mit hellen Motivkanten. Weniger Licht bringen nicht immer reinstes Weiß.
Ich zeige euch am Beispiel eines Löffels wie ich solche Motive freistelle.
Meine Fotos habe ich alle in Lightroom organisiert. In Lightroom mache ich die Grundeinstellungen. Danach wird aus Lightroom das Bild in Photoshop weiter bearbeitet:
Den Hintergrund der Bearbeitungsfläche habe ich auf weiß (FFFFFF) eingestellt. So kann ich bei der Bearbeitung sehen, ob die Freistellung auch 100% weiß ist. Bei diesem Motiv sieht man sofort dass der Hintergrund in einem hellen grau verläuft.
Als erstes erstelle ich vom Motiv eine weitere Ebene (PC mit Strg+J). Diese ist die Bearbeitungsebene Ebene 1. Wenn etwas nicht passt, kann ich diese einfach löschen und mit der Ursprungsdatei noch einmal neu anfangen.
In der Ebene 1 markiere ich mit dem Zauberstab den weissen Bereich um den Löffel. Danach optimiere ich über das Werkzeug Auswahl – Kanten verbessern, genau diese. Ohne diese Nacharbeit entstehen beim Freistellen an den Farbübergängen oft Stufen, die man nicht möchte. Die Korrektur dosiere ich meist schwach.
In diesem Fall verstelle ich den Radius der Kantenerkennung auf 1,9 px und mache eine weiche Kante von 2,2 px. Was wann und wieviel verändert werden soll, ist stark vom Motiv, der Bildgröße und Auflösung abhängig. Mit der Live-Vorschau kann man die Veränderungen beim Freistellen sehr gut beurteilen. Den Hintergrund kann man auch über die Ansicht in schwarz oder rot ändern. Je nach Freistellungstechnik, kann man dadurch mögliche Lichtkanten erkennen oder im Maskierungsmodus arbeten.
Anschliessend öffne ich über Bild – Korrekturen die Tonwertkorrektur. Unten, hier mit roten Balken markiert, wird der Tonwertumfang von schwarz auf weiß, also von links nach rechts bis zum Anschlag gezogen. Und wie ein Wunder, wird der graue Hintergrund plötzlich ein reinweißer. Das Bild kann danach dem persönlichen Workflow weiter verarbeitet werden. Ich reduziere auf eine Ebene und speichere das bearbeite Bild in Lightroom ab. Nach dem schliessen habe ich es dann in Lightroom als Kopie der Master-Datei im TIFF-Dateiformat.
Zum Vergleich das Motiv vor und nach der Bearbeitung bzw. Freistellung.
Dies ist eine von sehr vielen Freistellungstechniken in Photoshop. Je nach Motiv gibt es eine grosse Vielzahl an Möglichkeiten und Kombinationen zum Freistellen. Am einfachsten geht mit einem einfarbigen Hintergrund. Weiss eignet sich bei den meisten Motiven hervorragend. Bei hellen Motiven kann ein dunkler Hintergrund von Vorteil. Dieser sollte sich allerdings nicht im Motiv spiegeln oder seine Farbe darauf reflektieren.
Bei vielen Freistellmethoden wird man das Werkzeug Kanten verbessern einsetzen, da es sehr vielfältig verwendbar ist und durch die Live-Vorausschau, dass Ergebnis vor dem aktivieren beurteilt werden kann.