Als ich noch mit Nikon fotografiert habe, nutzte ich auch schon die Möglichkeit von Stacks um mehr Schärfentiefe bei Makroaufnahmen zu erzielen. Allerdings war mir die Arbeitsweise mit der Nikon D610 meist zu aufwändig. So verzichtete ich meist auf Stacks und redete mir ein, daß ein selektiv scharfes Foto künstlerisch als wertvoller angesehen wird.
In manchen Fällen mag das richtig sein. Wenn man allerdings Produktfotos verkaufen möchte, entscheidet der Kunde wo und wieviel Schärfe im Produkt gewünscht wird. Meist wird eine durchgängige Schärfe gewünscht. In der Praxis bedeutet eine durchgängige Schärfe eines Motives, das man mehr Käufer anspricht und finden könnte.
Nach einem Firmware Update bei der Fuji X-T2, wurde auch das Focus Stacking spürbar im Workflow verbessert. Seitdem fotografiere ich Produkte und Food häufig mit Focus Stacking. Damit erreiche ich, daß das Hauptmotiv von vorne bis hinten scharf abgebildet wird. Da ich diese Fotos bei mehreren Bildagenturen zum Verkauf von Bildlizenzen anbiete, wird der Käuferkreis spürbar erweitert. Die Folge sind seitdem steigende Verkäufe und Einnahmen der Bildhonorare.
Was ist überhaupt Focus Stacking? Mehrere Einzelaufnahmen mit fein abgestuften Schärfentiefenbereichen, welche mit einer Software zu einem Bild mit erweiterter Schärfentiefe gerechnet werden.
Wie macht man Focus Stacking? Entweder wird für jede Einzelaufnahme das Motiv von oder zur Kamera bewegt. Oder man verändert die Entfernungseinstellung am Objektiv zum Motiv, bis man das Motiv von vorne bis hinten in Schärbebereichen abgelichtet hat. Danach werden die Schärfebereiche der Einzelaufnahmen in der Kamera (manche Modelle bei Olympus und Panasonic) oder per Software am Computer zusammengerechnet. Hört sich einfach an. Erfordert allerding viel Wissen über die Zusammenhänge von Blende, Schärfentiefe, Größe des Aufnahmemediums Chip oder Film, Beugungsunschärfe und vielen weiteren Einflußfaktoren.
Einige Kameramodelle von Olympus und Panasonic können gestackte Aufnahmen gleich mit der Kamerasoftware zusammenrechnen. Allerdings wird bei einigen Kameras eine niedrigere Auflösung oder Aufnahmemodus verwendet. Mit Sicherheit die einfachste und schnellste Möglichkeit. Wenn man eine höhere Auflösung benötigt, eignet sich nicht jede dieser Kamermodelle.
Eine weitere Möglichkeit ist eine Kamera bei der Focus Stacking oder Focus Bracketing einstellbar ist. Meist sind das die teureren Modelle bei Fuji, Canon, Nikon … Über ein Menu kann man z.b. die Anzahl der Aufnahmen, Schrittweite und Zeitfaktor zwischen den Aufnahmen einstellen. Der Stack wird nach einer Auslösung gemäß den Einstellungen durchfotografiert. Anschließend werden die Einzelbilder mit einer Software zusammengerechnet. Durch die Nachbearbeitung mit Software hat man besseren Einfluß auf das Endergebnis. Mögliche Berechnungsfehler kann man durch verbesserte Parameter und Korrekturen an der Software optimieren. Sehr gute Software für das Focus Stacking ist Helicon Focus und Zerene Stacker. Per Photoshop kann man auch Bilder stacken. Allerdings ist hier Photoshop meist nicht so gut bei den Ergebnissen wie die Spezialisten. Weitere Alternativen sind CombineZP und Picowy als Freeware
Du hast keine Kamera mit diesen beiden Möglichkeiten? Dann ist Handarbeit angesagt. Entweder das Motiv zur oder von der Kamera bewegen und mehrere Aufnahmen machen. Oder am Objektiv für jede Aufnahme die Entfernung verstellten, bis alle gewünschten Schärfebereiche abgedeckt sind. Die Schärfeüberlagerungen sollte dabei bis zu 25% betragen, damit es beim zusammenrechnen per Software keine Schärfelücken oder Fehler gibt. Kameras mit korrekter Schärfentiefeanzeige sind hier hilfreich. Komfortabler wird das Stacking mit einem Slider, welcher über Feintrieb die Kamera oder das Objekt bzw. Motiv bewegt. Das ganze kann man bei einigen Anbietern auch mit einem Steuergerät elektronisch steuern. Solch eine Lösung fängt allerdings erst ab 400 € aufwärts an. Da kommt man schnell in ein Preisniveau, daß man gleich eine bessere automatisierbare Kamera kaufen könnte. Am Ende kommt es darauf an, was man fotografieren möchte.
Ich bin froh, daß meine Fuji X-T2 inzwischen diese komfortable Focus-Stacking-Funktion anbietet. Meine Produkfotos sind nun von vorne bis hinten scharf. Auch in der Makrofotografie in der Natur kann man Motive viel besser umsetzen. Manche Motive sind sogar nur mit Focus-Stacking realisierbar.
Derzeit kann man teilautomatisiertes oder automatisiertes Focus-Stacking nur mit den besseren und teureren Kameras einiger Hersteller umsetzen. Zusätzlich benötigt man eine passende Software. Neben der Freeware ist der Umgang mit HeliconFocus oder Zerene Stacker wesentlich flotter und im Ergebnis häufig besser. Wenn man bereits Photoshop hat, kann man auch damit die ersten Versuche starten. HeliconFocus und Zerene Stacker sind in dem Bereich allerdings wesentlich besser und schneller.
Infoquellen über Focus Stacking.
Es ist schwierig über das Thema konkrete Informationen zu finden. 99% sind Erfahrungssache. Da jede Aufnahmesituation anders ist, kann man auch gar keine pauschalen Einstellungsempfehlungen geben. In dem Bereich muß man durch Testaufnahmen Erfahrung sammeln. Im Fotostudio mit gleichbleibende Situationen ist der optimale Einstellwert schnell ermittelt. Im Freien wird es, je nach Motiv, schon schwerer. Aber auch hier kann man nach mehreren Aufnahmen auf Erfahrungswerte bauen.
Nicht alle automatisierten Kameratechniken sind beim Focus Stacking perfekt. Das hängt vom Motiv und den Bedingungen ab. Ausprobieren ist hier die Devise, welche per Try and Error zum Ziel führen kann.
Auf Wikipedia für das Focus Stacking in seiner Theorie und Funktion ganz anschaulich erklärt. Wie man das ganze umsetzen kann? Dafür muß man andere Infoquellen nutzen. Diese sind derzeit leider noch sehr rar. Eine Methode des Focus Stacking wird auf dem Makro-Treff erklärt. Ein weiterer informativer Artikel ist auf der Homepage von Traumflieger zu finden. Man wird allerdings schnell feststellen, daß alle Informationen die Komplexität der Thematik nicht umfassend behandeln. Das derzeit umfassendeste und vermutlich beste Buch ist Focus Stacking von Traumflieger. Darin wird die Theorie und Funktion sehr verständlich und anschaulich erklärt. Es werden (fast) alle Kameras und Zubehörgeräte für automatisiertes Focus Stacking beschrieben, getestet und verglichen. Eine großartige Marktübersicht. Aber auch die Anwendung der verschiedensten Techniken wird sehr ausführlich beschrieben. Derzeit die umfassendste Infoquelle über Focus Stacking.
Inzwischen nutze ich Focus Stacking sehr oft. Sowohl in der Produktfotografie im Fotostudio als auch bei Nahaufnahmen im Freien, kommt das Focus Stacking häufig zum Einsatz.