Fujifilm X-M1 Praxistest

Derzeit habe ich vier digitale Nikon-Spiegelreflex-Kameras in Einsatz. Ok, die D70 nutze ich seit Jahren nicht mehr. Die Nikon D300 nur noch selten. Die D7000 kommt hin und wieder noch zum Einsatz. Am meisten nutze ich derzeit die Nikon D610. Das Vollformat bietet mehr Bearbeitungsspielraum. Und das bessere Rauschverhalten ist den anderen Modellen weit überlegen. Das man im größeren Format besser freistellen kann, gefällt mir genauso.

Für unterwegs sind mir allerdings alle vier Nikons oft zu unhandlich, schwer und unflexibel. Selbst wenn ich eine dabei habe, ist häufig ein unpassendes Objektiv drauf. Also habe ich mir vor einigen Jahren die Digitalknipse S8000 von Nikon gekauft. Die ist ganz gut. Dennoch stören mich daran einige Punkte. Die Automatiken können nicht beeinflußt werden. Bei schlechtem Licht werden 1600 ISO genutzt. Die Bilder sind sehr verrauscht. Da die Kamera nur JPEG`s macht, kann man da auch nicht mehr viel retten.

Meine Wahl fiel nun durch eher durch Zufall auf die Fujifilm X-M1. Die Kamera gibt es bereits seit 2013. Offensichtlich wird das Modell bereits bei einigen Händlern derzeit ausverkauft? Keine Ahnung ob da ein Nachfolger in den Startlöchern steht?

Die technischen Features und Tests im Internet haben mich dann aber überzeugt. In erster Linie will ich eine kompakte Kamera für Unterwegs. RAW-Bilddateien sind mir auch bei einer Kompaktkamera wichtig. Wechselobjektive machen das System flexibel. Focus-Peaking für extreme Makrofotos ist eine großartige Erleichterung. Ein Adapter für M42 um mein Makrozubehör wie Zwischenringe und Balgengerät nutzen zu können. Ein Leica M-Adapter um mein Leica Elmar 2,8/50 mm auch digital nutzen zu können.

Alles weitere an technischen Features sind Ok aber keine Pflicht.

Technische Daten Fujifilm X-M1

  • X-Trans CMOS-Bildsensor im APS-C-Format mit 16,5 Mio Pixel. 4896 x 3264 Pixel
  • Serienaufnahmen bis zu 5,6 Bildern die Sekunde.
  • Reinigungssystem für den Bildsensor
  • Autofocus mit 49 Messfelder die in der Größe individuell eingestellt werden können
  • 200 – 6400 ISO erweiterbar von 100 bis 25600 ISO
  • 3″ Farb-LCD-Monitor
  • Live-View Funktion
  • Gehäuse aus Kunststoff
  • Kein optischer Sucher
  • Eingebauter Aufhellblitz
  • Anschluß für Fernbedienung per Kabel
  • WLAN, Geotagging
  • 1 Steckplatz für SDHC-Karte
  • Video-Funktion
  • Gewicht 280g ohne Akku, ohne Speicherkarte

Einen optischen oder elektronischen Sucher hielt ich aus Gewichtsgründen für überflüssig. Am Anfang hatte ich mit dem manuellen Focusieren mit dem 3″ Display meine Probleme. Inzwischen geht es aber ganz gut. Mit dem Daumen kann man das hintere Drehrad nach unten drücken. Der Bildausschnitt wird vergrößert. In der Einstellung kann man auch im Nahbereich oder bei offener Blende sehr gut manuell die Schärfe einstellen. Das Focus-Peaking ist dabei sehr hilfreich. Die scharfen Stellen werden durch weiß aufleuchtende Kanten dargestellt.

In vielen Tests wird das Kunststoffgehäuse als wertig beschrieben. Ich empfinde es eher als günstiges Kunststoffgehäuse. Wertig ist bei mir etwas anderes. Mit Metallgehäuse gibt es aber andere Modelle. Diese kosten logischerweise auch mehr. Die Kamera liegt nicht sehr gut in der Hand. Ich habe Probleme diese irgendwie sicher mit einer Hand zu halten. Meine Hände sind als Büromensch nicht gerade groß. Der Haltegriff ist für mich zu klein und rutschig.

Wenn man im Internet die Tests ließt, geht es vielen anderen genauso. Um die Griffigkeit zu verbessern gibt es aber eine vielfältige Auswahl an Zubehör. Eine Leder-Rückenteil von Fuji. Die 80€ waren mir aber zu teuer. Ich habe mir für 25€ eine Leder-Tasche mit Rück- und Vorderteil von einem Fremdhersteller gekauft. Ich nutze nur das Rückteil. Die Kamera wird dadurch ganz gut geschützt und in Verbindung mit einem Trageriemen ist sie viel griffiger.

Fujifilm X-M1 Kamera
Fujifilm X-M1 Kamera

Zur Ergänzung warte ich noch auf einen bestellten Daumengriff. Die findet man auch bei Online-Händlern unter dem Begriff Thumps up. Dieser wird im Blitzschuh eingeschoben. Ist aus Metall. Dadurch wird die Griffigkeit weiter optimiert. Kosten zwischen 5 – 10€.

Die Kamera hat 2013 ca. 650€ mit dem Kit-Objektiv gekostet. Ich habe meine als Vorführmodell für 329 € mit dem OC 16-50 mm Kit-Zoom erhalten. Das Kit-Objektiv ist auch ein Plastikbomber wie sie heute üblich sind.

Die Qualität von diesem Zoom ist dennoch erstaunlich gut. Da habe ich schon schlechtere erlebt. Die Lichtstärke von 3,5 – 5,6 ist nicht so toll. Dafür ist bereits bei offener Blende die Bildqualität recht gut. Die Optik unterstützt mit OIS auch die Antiverwackelungsfunktion der Kamera.

Die Kamera teste ich bereits 2 Wochen. Bei einigen Abläufen mußte ich mich umstellen. Inzwischen bin ich von der kleinen Fuji begeistert.

Einige Nikon-Objektive mit Blendenring kann ich mit einem Adapter manuell auch an der Fuji nutzen. Mit einem Leica-M-Adapter kann ich auch das Elmar 2,8/50mm einsetzen. Und ein M42-Adapter öffnte viele Möglichkeiten im Makrobereich mit Balgengerät und Zwischenringen.

Das Bildrauschen ist für eine APS-C-Kamera sehr gut! In etwa mit meiner Nikon D610 vergleichbar und besser als bei der Nikon D7000! Das liegt daran, daß Fuji keinen Pattern-Filter sondern eine eigene Weiterentwicklung einsetzt. Beim X-Trans-CMOS wird ein feinerer Filter verwendet. Dadurch kann der Low-Pass-Filter, der Moire-Effekte verhindern soll, weggelassen werden. Dadurch sind die Fotos schärfer und die Kamera kann mit passenden Filter auch für die digitale Infrarotfotografie sehr gut eingesetzt werden.

Architektur mit Fuji X-M1 + XC 16-50 mm
Architektur mit Fuji X-M1 + XC 16-50 mm

Ein Bildbeispiel mit dem Kit-Zoom aufgenommen. Mit 17,5 mm Brennweite, bei Blende 8. Da kann man nicht meckern. Dennoch kommt man mit einem lichtschwachen Zoom oft schnell an machbare Grenzen. Deswegen steht bei mir bereits das ein oder andere 1,4er Objektiv von Fuji auf dem Wunschzettel.

Laub - mit Fuji X-M1 + Nikon 2,8/60 mm
Laub – mit Fuji X-M1 + Nikon 2,8/60 mm

Eine Nahaufnahme mit den Micro-Nikkor 2,8/60mm bei offener Blende 2,8 und ISO 1600. Für die ISO eine sehr gute Qualität. Das scharfstellen mit dem Nikon-Objektiv ist allerdings recht mühsam. Es ist zwar ein Autofocus-Objektiv. Aber die manuelle Focusierung läuft da meist zu unsauber. Mit einem älteren AIS-Objektiv und einer guten Mechanik käme da sicherlich mehr Freude und Präzision zum tragen.

Dennoch gefällt mir die Möglichkeit auch andere Objektiv-Systeme nutzen zu können.

Laub im Gegenlicht mit Fuji X-M1 + Leica Elmar 2,8/50
Laub im Gegenlicht mit Fuji X-M1 + Leica Elmar 2,8/50

Das Leica Elmar 2,8/50mm ist für Leica-Verhältnisse nicht gerade der Objektiv-Brüller. An der Fuji X-M1 kann ich es mit einem Adapter wieder sinnvoll nutzen. Die optische Qualität ist auch an dieser Kamera hervorragend. Mit 50mm ergibt sich ein Crop von 75mm. Sozusagen eine leichte Portraitbrennweite.

Vorteile Fujifilm X-M1

  • Mit 16,5 Mio Pixel gute Auflösung
  • Geringes Bildrauschen bei höherer ISO
  • Knackigere Schärfe durch Wegfall des OLPF = Optical-low-pass-filter
  • Geringes Auflagemaß. Dadurch gibt es viele Objektivadapter von anderen Kamerasystemen
  • Leicht und kompakt
  • Focus-Peaking bei manueller Scharfeinstellung
  • Nach oben oder unten schwenkbares Display
  • RAW-Dateiformat
  • Intuitive Menus zum Einstellen der Funktionen
  • Einige sehr gute lichtstarke und optisch hervorragende Objektive von Fujifilm

Nachteile Fujifilm X-M1

  • Kein optischer Sucher
  • Das Fuji X-Bajonett ist noch nicht so verbreitet. Deswegen gibt es noch wenige Fremdanbieter.
  • Kein Kabel zum übertragen der Bilddateien auf einen Computer
  • Keine Fernsteuerfunktion über eine App.

Für manche ist ein fehlender optischer oder elektronischer Sucher ein Nachteil. Ich habe aus Preis- und Gewichtsgründen bewusst darauf verzichtet. Ich muß zugeben, daß man bei manueller Focusierung am Anfang einige Probleme hat. Zumindest bei mir war das so. Mit der Lupe und Focus Peaking ist das mit etwas Übung dann aber ganz gut machbar.

Wenn überwiegend mit Autofocus fotografiert wird, ist ein Sucher meist überflüssig. Einzige Ausnahme ist bei grellem Sonnenlicht. Das Display ist zwar ganz gut. Aber wenn Sonnenlicht draufscheint, kann man die Schärfe nur schwer beurteilen. Durch abblenden kann man das lösen. Will man aber mit offener Blende eine Foto gestalten kann ein Sucher bei solchen Situation hilfreich sein.

Fazit Fujifilm X-M1

Derzeit wird die Kamera mit dem 16-50 mm Kit-Objektiv meist für ca. 450 € verkauft. Vereinzelt bekommt man das Set aber auch schon unter 400 €. Selbst für 450 € ist es bereits ein sehr gutes Preis- Leistungsverhältnis. Darunter wird es zu einem hervorragenden Preis- Leistungsverhältnis in dieser Kameraklasse.

Die X-M1 hat genau die Ausstattung und technischen Möglichkeiten die ich für eine kleine handliche spiegellose Kamera gesucht habe. Sehr gute Auflösung. Sehr gute Schärfe. Schwenkbares Display für Makroaufnahmen. RAW-Dateiformat. Fernauslöseranschluß.

Wer mehr Ausstattung oder weitergehende Einstellmöglichkeiten braucht, für den gibt es die größeren und teureren Modelle bei Fuji.

Die Auswahl an Fuji-Objektiven ist noch recht übersichtlich. Das X-Bajonett ist bei Fremdherstellern noch nicht so weit verbreitet. Dennoch gibt es eine umfangreiche Auswahl. Mehrere Zoom-Objektive. Einige sehr gute Festbrennweiten mit hoher Lichtstärke. Fremdhersteller sind derzeit Zeiss und Samyang / Walimex. Zeiss im oberen Preissegment. Die Koreaner sind recht günstig, haben aber meist in der optischen Qualität ein paar Abstriche. Dafür gibt es ein paar spezielle Brennweiten und hohe Lichtstärken.

Bei einigen Objektiven ist der Autofokus nicht so schnell. Dadurch eignet sich die Kamera oft weniger für Schnappschüsse oder schnell bewegte Motive.

Mit dem Leica M-Objektiv muß ich sowieso vieles manuell einstellen. Dadurch wird das Fotografieren wieder bewusster. Entschleunigung in der Fotografie. Das gefällt mir sehr gut und macht auch viel Spaß. Back to the roots.

Sehr gut finde ich auch, daß Fuji bisher noch nicht dem Pixel-Wahn verfallen ist! Lieber 16 Mio Pixel und diese in optimierter Form. Der spezielle Chip holt mehr an Bildqualität aus dem Chip als andere Kamerahersteller bei vergleichbarer Pixelmenge und Chip-Größe! Geringeres Bildrauschen bei hohen ISO-Werten und eine bessere Schärfeleistung ist die Folge.

Eine höhere Auflösung hätte zur Folge, daß man auch höher auflösende Objektive benötigt. Diese müssten zum Großteil erst einmal konstruiert werden und würden mit wesentlich höheren Preisen zu Buche schlagen.

Für mich ist die Fujifilm X-M1 derzeit eine der besten spiegellosen Kameras vom Preis- Leistungsverhältnis.

Ein Test im extremen Makrobereich mit Balgengerät ist in Vorbereitung. Dafür muß ich noch ein paar Bastelarbeiten für saubere Focus-Stacks machen. Dann werde ich in diesem Extrembereich die Fuji testen.

Da einige der lichtstarken Festbrennweiten von Fuji eine hervorragende Bildqualität haben, habe ich einige davon bereits auf meinem Wunschzettel stehen. Das nächste dürfte wohl das 1,4/23 mm sein. Das enstpricht bei Kleinbild etwa 35mm. Mit knapp 900 € nicht gerade günstig. Dafür ist es aber auch ein optisch hervorragendes Objektiv. Bis dahin vergehen aber noch einige Monate.

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