HDR – High Dynamic Range Fotografie

HDR bedeutet High Dynamic Range, ein Bild mit einem sehr hohen Kontrastumfang. Die elektronische Technik wurde und wird auch gerne für Verfremdungen eingestetzt. Durch Übertreibungen des Effektes können experimentelle Bilder entstehen. Wie aber bei fast allen Effekten, unterliegt auch dieser bereits einer gewissen Abnutzung. Dies soll auch hier nicht mein Thema sein. Ich möchte mit ein paar Bildbeispielen lediglich die Möglichkeiten aufzeigen. Was dabei sinnvoll oder übertrieben ist oder wirkt, mag jeder für sich selbst entscheiden.

HDR habe ich zum ersten Mal 2010 im Schwarzwald-Urlaub gestest. Aber so richtig gezielt eingesetzt habe, ich es im April 2011 bei Landschaftsaufnahmen. An einem Beispiel möchte ich heute zeigen was es mit HDR auf sich hat. HDR bedeutet High Dynamic Range. In der Theorie gibt es dazwischen noch weitere Dynamic-Abstufungen. Der Einfachheit halber werder ich hier immer von HDR schreiben. Es handelt sich also um Fotos die einen sehr hohen Tonwertumfang haben. Im Prinzip ist dieser sogar so umfangreich, daß er gar nicht in vollem Umfang von einem Monitor wiedergegeben werden kann! In der Fotografie kann man sich diese Technik allerdings bei Motiven mit einem hohen Kontrast zu Nutze machen und mehr Bildinformationen darstellen.

Was braucht man für die HDR-Fotografie?

  • Einen Fotoapparat mit automatischen Belichtungsreihen oder manueller Belichtungs- und Blendeneinstellung
  • Ein stabiles Fotostativ
  • Eine Software zur Erstellung und Bearbeitung der Belichtungsreihen
  • Spaß am Experimentieren

So habe ich ein Landschafts-HDR-Foto gemacht:

Gegenlichtaufnahmen haben einen sehr hohen Kontrast. So auch bei Sonnenauf- und Sonnenuntergängen. Wenn man auf den Himmel belichtet, um die intensiven Farben der Sonne darzustellen, hat man im Vordergrund nur schwarze Silhouetten ohne Details. Wenn man auf die Motive im Vordergrund belichtet, hat man keine intensiven Himmelsfarben und die Sonne bleicht sogar vollkommen aus. Bei der HDR-Fotografie werden alle optimal belichteten Fotos zu einem zusammengefügt. Man kann damit sozusagen die jeweils besten Belichtungsdetails selektieren.

Also bin ich an einem Morgen auf einen Hügel mit vielen Weinbergen gefahren. Dort habe ich mein stabiles Stativ aufgebaut. Die Kamera auf die bevorstehen Sonne ausgerichtet und den gewünschten Bildausschnitt gewählt. Um Verwacklungen zu vermeiden habe ich die Kamera noch mit einem kabellosen Fernauslöser ausgerüstet. Nun musste ich nur noch auf die aufgehende Sonne warten. Als diese endlich über dem Horizont erschienen war, habe ich eine Belichtungsreihe gemacht:

Belichtungsreihe
Belichtungsreihe

Zu Sicherheit habe ich 9 Belichtungen mit einem Lichtwert Unterschied gemacht. Bei meiner Nikon D300 kann man das über einen Automatismus einstellen. Im Prinzip kann man dies aber auch über eine manuelle Belichtungseinstellung. Wichtig ist allerdings das man immer mit dem gleichen Blendenwert belichtet und nur die Belichtungszeit variiert.

Werden die Belichtungsreihen mit verschiedenen Blendenwerten gemacht kann es durch die Beugungsunschärfe zu Geisterbildern bzw. leichten Unschärfen kommen.

Bei längeren Belichtungszeiten ist auch eine Spiegelvorausslösung sehr hilfreich, damit Verwacklungen durch die Erschütterung des Spiegelschlages vermieden werden können.

Nach dem Fotografieren habe ich die Fotos in Lightroom importiert und ausgewählt. Je nach gewünschten Ergebnis hat man nun mehrere Möglichkeiten ein HDR-Foto zu erzielen. Man kann die ausgwählte Belichtungsreihe direkt aus Lightroom in Photomatix Pro weiterverarbeiten. Theoretisch müsste dies der qualtitativ optimale Weg sein, da die RAW-Datei die maximale Bildqualität bietet. Da allerdings Photomatix nicht jede RAW-Datei opmtimal verarbeiten kann, sind manchmal TIFF-Dateien die bessere Wahl. Je nach Art der Weiterverarbeitung in Photomatix kann bei TIFF-Dateien das Bildrauschen geringer sein. Dies sollte man am besten mit dem eigenen Workflow vorher ausprobieren. Welche Bearbeitungsmöglichkeiten es in Photomatix gibt, werde ich in einem separaten Artikel beschreiben.

Nach der Bearbeitung hatte ich dann das folgende Foto:

Sonnenaufgang im Weinberg
Sonnenaufgang im Weinberg

Ich denke das Foto sagt mehr als tausend Worte?
Ein sehr schönes Postkartenmotiv ist aus mehreren flauen Einzelfotos entstanden. Der Tonwertumfang ist enorm. In allen Bildbereichen kann man Details erkennen. Keine hellen Stellen sind ausgeblichen. Keine dunkle Bildpartien saufen schwarz ab.

Wo macht HDR – High Dynamic Range Fotografie einen Sinn?

Nicht immer bringt die HDR – Technik etwas. Bei Motiven mit normalen Tonwertumfang, kann man nicht mehr herausholen. Lediglich als Experiment zum verfremden wäre hier die HDR-Technik sinnvoll. Die Bildaussage wird dadurch aber in den wenigsten Fällen gesteigert. Am sinnvollsten ist für mich der Einsatz bei

  • Motiven mit hohem Kontrast
  • Panorama-Aufnahmen
  • Für Verfremdungs-Effekte

Nicht nur bei sonnigem Wetter hat man einen hohen Kontrast. Auch bei bewölktem Himmel bei Landschaftsaufnahmen, kann man durch HDR noch eine dramatische Zeichnung in den Wolkenhimmel bringen!

Software zum bearbeiten von HDR – High Dynamic Range Fotografie

Logischerweise gibt es inzwischen auch Software zum erstellen und bearbeiten von HDR-Fotografien.

  • Photomatix Pro ist wohl ein Klassiker. Ich verwende es auch. Es kann auch als Plugin mit Lightroom, Photoshop und Aperture eingesetzt werden. In der aktuellen Version 4 wurden die Bearbeitungsmöglichkeiten stark verbessert. Die Ergebnisse sind meist schneller erreichbar. Das Finetuning läßt sich hervorragend erstellen und wird auf einem großen Viewer als Vorschau dargestellt. Zur Auswahl gibt es auch einen Diastreifen mit verschiedenen, teilweise extremen, Einstellungen, die einfach durch Doppelklick ausgewählt werden können. Das Programm läßt nur wenige Wünsche offen. Einer davon wäre eine verbesserte RAW-Verarbeitung. Ansonsten ist es eine hervorragende Software.
  • Adobe Photoshop kann ebenfalls HDR-Bilder erstellen. Allerdings ist dies von der Version abhängig. Bei meinem CS3 ist dies sehr umständlich und mit sehr unbefriedigenden Ergebnis der Fall gewesen. In den Folgeversionen sollen die Bearbeitungsschritte verbessert worden sein. Allerdings wurde noch nicht die einfache Bearbeitung wie in Photomatix erreicht. Wer viel Zeit hat, kann auch in Photoshop ein HDR machen.
  • HDR Efey Pro von Nik Software ist ebenfalls eine sehr gute HDR-Software. Mit etwa 160 € allerdings etwa doppelt so teuer wie Photomatix Pro. Qualitätiv allerdings hervorragend.
  • Essential HDR ist ein leicht bedienbares HDR-Programm, welches es derzeit nur für Windows gibt.
  • Artizen HDR ist ein umfangreiches HDR-Programm, wohl mehr für Fortgeschrittene geeignet. Es ist für Windows verfügbar.
  • Luminance HDR (früher qtpfsgui) ist eine Gratissoftware zur Erstellung eines HDR-Fotos.

Mein Fazit über die HDR-Fotografie

Nicht bei allen Motiven macht die HDR-Technik einen Sinn. Motive mit normalen Tonwertumfang gewinnen dadurch nicht an Qualität. Im Prinzip ungeeignet für bewegte Motive. Im Prinzip, da man bewegte Motive als Pseudo-HDR erstellen könnte. Was das ist, verrate ich in einem separaten Artikel.
Aber bei Fotomotiven mit hohem Kontrast, Panoramas und Experimenten kann der Einsatz eine Qualitätssteigerung bringen.

Bei der Bearbeitungssoftware sind wohl Photomatix Pro und HDR Efey Pro die zwei effektivsten für einen professionellen Workflow. Photoshop kann inzwischen auch HDR-Fotos berechnen, ist allerdings noch unständlich im Workflow.
Inzwischen gibt es auch einige gute günstige Bearbeitungsoftware wie Essential HDR und Artizen HDR, die ihr Geld absolut wert sind. Mit Luminance HDR habe ich bisher keine praktischen Erfahrungen gesammelt. Meine Recherche im Internet brachte wenig tolle Fotos zu Tage. Für den Einstieg und zum Ausprobieren ist es aber durchaus eine Einstiegsmöglichkeit.

2 Comments

  1. Chris 13. Mai 2011
  2. Bernd 15. Mai 2011

Leave a Reply