Bereits in analogen Zeiten habe ich erste Versuche mit einem Fish-Eye-Vorsatz unternommen. Die optische Qualität eines Vorsatzes war damals furchtbar schlecht. Im Vergleich zu einem Fish-Eye-Objektiv unbrauchbar. Ein Fish-Eye-Objektiv war mir damals allerdings viel zu teuer. Als Auszubildender hätte ich dafür mehrere Monate mein Gehalt sparen müssen.
Von Fuji gibt es derzeit kein Fisheye-Objektiv. Aber da ist Fuji nicht der einzige Kamerahersteller, wo derzeit kein Fisheye anbietet. Es ist doch sehr speziell. Nicht jeder Betrachter mag extreme Verzerrungen eines Motives. Und mit Photoshop kann man den Effekt auch relativ einfach simulieren. Ich bin allerdings kein großer Freund von zeitaufwändiger Bildbearbeitung. Ich löse eine fotografische Aufgabe lieber mit der Kamera und einem Objektiv. Bei guter Planung und gekonnter Umsetzung spart das sehr viel Zeit in der digitalen Nachbearbeitung. Im vergangenen Jahr habe ich das Laowa 4mm Fisheye entdeckt. Circular bedeutet ein kreisrundes Bild. Man nutzt also nicht die komplette Aufnahmefläche. Es entstehen kreisrunde Bilder.
Technische Daten Laowa 4mm 2,8 Fisheye
- Brennweite 4mm (Entspricht 6mm beim Vollformat)
- Bildwinkel 210 Grad
- Lichtstärke 2,8
- Kleinste Blende 16
- 7 Linsen in 6 Gruppen
- 7 Blendenlamellen
- Naheinstellung 8 cm
- kein Autofokus, kein Bildstabilisator
- Abmessungen 55 x 31 mm
- Gewicht 138g
- Objektivdeckel aus Metall zum überstülpen
Vorteile Laowa 4mm 2,8 Fisheye
- Extrem großer Bildwinkel mit 210 Grad
- Guter Naheinstellbereich von 8 cm
- Robuste Bauweise – alles aus Metall
- Kompakt und leicht
- Gute optische Qualität
Das Arbeiten mit solch einem extremen Fish-Eye ist gewöhnungsbedürftig. Hat man den Dreh einmal herausgefunden, können damit sehr individuelle und kuriose Sichtweisen entstehen.
Ein Autofokus ist bei dieser kurzen Brennweite überflüssig. Wer auf Blende 4 bis 5,6 abblendet hat meist schon alles scharf im Bild. Lediglich bei Nahaufnahmen ist möglicherweise ein kräftigeres abblenden erforderlich. Allerdings auch nur, wenn man mehr Schärfentiefe haben möchte.
Die Schärfe würde ich als gut bezeichnen. Ich habe viele Fuji-Festbrennweiten, die noch einen Tick schärfer sind. Für ein Fish-Eye mit dieser Bildwinkel ist es optisch recht gut. Die stärksten Fehler und Verzerrungen hat man im Randbereich. Ich entferne diese durch eine schwarze Maske. Das heißt ich beschneide den Bildausschnitt geringfügig. So habe ich überwiegend die optimale Bildqualität ohne große optische Fehler. Im Randbereich haben übrigens alle Cicrular-Fish-Eye-Optiken optische Fehler und Verzerrungen.
Sehr gut gefällt mir die robuste Verarbeitung. Alles ist aus Metall. Auch der Objektivdeckel der eigentlich ein Metaltubus ist.
Die Fokussierung geht realtiv einfach. Diese sollte man vor einer Aufnahme immer noch einmal kontrollieren. Da diese an der Seite mit einem breiten Hebel betätigt wird, kann diese auch leicht verstellt werden. Auch der Blendenring ist trotz Rasterungen sehr leichtgängig.
Das Objektiv hat eine Schärfentiefeskala. Das ist ganz praktisch. Allerdings hat man bei 4mm Brennweite sowieso meist eine große Schärfentiefe. Für Aufnahmen im Nahbereich ist es auf jeden Fall eine große Hilfe.
Nachteile Laowa 4mm 2,8 Fisheye
- Extrem großer Bildwinkel von 210 Grad
- Kein Autofokus, kein Bildstabilisiator, keine Elektronik, kein Filergewinde oder Filterschublade
Bei 4mm braucht man keinen Autofokus. Etwas abgeblendet und man hat eine durchgehende Schärfentiefe. Ein Bildstabilisator ist bei der kurzen Brennweite auch überflüssig. Eine elektronische Übertragung der Objektivdaten wäre für automatische Korrekturen in der Kamera hilfreich. Das würde das Objektiv aber mit Sicherheit verteuern. Die optischen Fehler sind minimal und können in Lightroom leicht korrigert werden.
210 Grad Bildwinkel machen das Fotografieren vom Stativ unmöglich. Die Stativbeine werden immer auf dem Bild sein. Wenn man die Kamera nach oben neigt, damit die Stativbeine verschwinden, wölbt sich das Motiv bzw. der Horizont stark nach unten. Das sieht nur bei wenigen Motiven gut aus. Auch aus der Hand zu fotografieren kann zur Herausforderung werden. Bei den ersten Bildern waren oft meine Finger am Bildrand zu erkennen. Man muß die Kamera mit beiden ausgestreckten Händen halten und über ein Display den Bildausschnitt wählen. Sonst hat man die Füße oder den Kopf mit auf dem Bild.
Bei der Wölbung der Frontlinse musste ein Filtergewinde entfallen. Ganz wenige sehr teure Fish-Eye-Objektive haben ein Filterfach, wo man Einsteckfilter an der Seite des Objektives einschieben kann. Das ist allerdings kostenintesiv und hätte das Objektiv sicherlich um ein vielfaches verteuert.
Fazit Laowa 4mm 2,8 Fisheye
Aktuell wird das Fish-Eye für 279 Euro angeboten. Für die optische Qualität ist das ein günstiger Preis. Allerdings wird man durch den extremen Bildwinkel solch ein Objektiv auch nur sehr gezielt einsetzen können. Es bietet mir Möglichkeiten für neue Sichtweisen. Oder auch für kreative Ideen und deren Umsetzung. Mechanisch gute Verarbeitung und optische gute Qualität zu einem fairen Preis. Das Objektiv ist für verschiedene APS-C-Systemkameras und MFT erhältlich. Erhältlich bei Amazon.