Ich habe mir jüngst das NISI 15 mm 4,0 asphärisch für meine Fuji gekauft. Seit Wochen war ich auf der Suche nach einem Fuji-Objektiv das schöne Blendensterne macht. Insbesondere in der Landschaftsfotografie nutze ich gerne diese gestalterische Möglichkeit. Nun habe ich bereits das Fuji XF 14 mm und das XF 16 mm. Das 14er bringt nur weiße Lichkleckse hin. Weit enfernt von einem Stern. Das 16er bringt bei kräftigen abblenden durchaus Sterne hin. Aber die sehen sehr wirr und chaotisch aus. Zudem sind sie meist mit Blendenflecken und Regenbogenfarben gespickt. Beides gefällt mir meist nicht. Sieht irgendwie psychodelisch aus. Das passt in die meisten Landschaftsfotos nicht wirklich. Da habe ich zu meinem früheren Nikkor AF-S 20 mm 1,8 noch keinen Fuji-Ersatz gefunden.
Bei meiner Recherche im Fuji-Forum musste ich erfahren, daß alle Fuji-X-Objektive abgerundete Blendelamellen haben. Das machen die meisten Objektivhersteller heute so. Das ergibt ein schöneres runderes Bokeh. Die Unschärfekreise im Hintergrund. Viele Fotografen wollen ein schönes Bokeh. Ein Sonnenstern oder Blendenstern ist mit solchen Objektiven allerdings kaum oder gar nicht realisierbar. Also habe ich mich auf die Suche gemacht. Ein Objektiv mit tollen Sonnenstern musste her. Ich war schon fast so weit und wollte mir eine Olympus oder Sony kaufen. Das Panaleica 12 mm für MFT macht einen tollen Sonnenstern. Allerdings über 1000 Euro für ein weiteres Weitwinkel? Und eine neue Kamera kommt auch noch dazu? Das Zeiss Loxia 21 mm für Sony Vollformat macht auch einen tollen Blendenstern. Die Kombi wäre aber auch nicht preisgünstiger zu haben.
Nach weiterer Recherche bin ich bei Voigtländer fündig geworden. Das Ultra Wide Heliar asphärisch 12 mm für Leica M. Ein Adapter ist vorhanden. Aber über 1000 Euro? Die Sonnenblende ist fest verbaut. Man bekommt deswegen keinen Filterhalter aufgeschraubt! In einer Fotowerkstatt kann man die Sonnenblende für 50 Euro wegflexen lassen und für weiteres Geld durch eine Schraubblende ersetzen. Der Stern ist gut. Aber das ganze noch einmal adaptieren? Auf YouTube bin ich auf ein Video über das NISI 15 mm gestossen. Das Review war mit einer Canon-Kamera. Es wurde erwähnt, daß das Objektiv auch für Fuji X produziert wird. Ich habe weiter nach Testergebnissen gesucht. Die Rezensionen erschienen recht vielversprechend. Schnell die Verfügbarkeit geprüft und spontan bei einem Händler meines Vertrauens bestellt. Am Folgetag war es schon da.
Technische Daten NISI 15 mm 4,0 asph.
- Brennweite 15 mm (APS-C = 22,5mm)
- Lichtstärke 4,0
- Kleinste Blende 22
- 10 gerade Blendenlamellen = Blendensterne bei Lichtquellen
- 12 Linsen in 10 Gruppen, davon 1 asphärische LInse, 2 extra low Dispersion Elemente.
- Bildwinkel 112° (APS-C = 78°)
- Naheinstellung bis 0,2 m
- Manuelle Fokussierung
- Alugehäuse
- Abmessungen 75,6 mm x 80,5 mm
- Objektivdurchmesser 72 mm
- Gewicht ca. 470 g
Vorteile NISI 15 mm 4,0 asph.
- Robuste Verarbeitung
- Guter Naheinstellbereich mit 20 cm
- Blendenkonstruktion fördert die Bildung von Blendensterne / Sonnensterne
- Gute Entspiegelung
- Schärfentiefeskale am Objektiv (nur für Vollformat geeignet)
- Sehr gut gegen Verzeichnungen korrigiert
Das Objektiv ist für Vollformat gerechnet. Leider hat man für Fuji X mit APS-C-Sensor die Schärfentiefeskala nicht korrigiert. Die ist im Prinzip unbrauchbar. Und mangels Kommunikation mit der Kamera, kann ich die Schärfentiefeanzeige der Kamera nicht nutzen. Die Lösung ist die hyperfokale Distanz über eine App oder andere Infoquelle zu ermitteln. Aufschreiben und bei Bedarf nachlesen und am Objektiv passend einstellen. Die Korrektur gegen Verzeichnungen ist sehr gut für diesen Brennweitenbereich. Aber mit meiner APS-C-Kamera nutze ich ja nur das mittlere Filetstück der Optik. Die schwächeren Bildecken sind außerhalb des Aufnahmebereiches. Die Entspiegelung, welche Lichtreflexe unterbinden soll, ist sehr gut. Dennoch gibt es manchmal Flares. In den meisten Fällen kann man diese aber vermeiden, wenn man die Kamera um ein paar Grad dreht.
Nachteile NISI 15 mm 4,0 asph.
- Kein Autofokus
- Keine Komunikation mit der Kamera – alles manuell
- Keine Metadaten für das Objetkiv, außer die Brennweite, sofern diese in der Kamera korrekt eingestellt wurde
- Chromatische Aberration
- Nicht so scharf oder hochauflösend wie das Fuji XF 14 oder XF 16 mm
- Die Auflösung bei Vollformat soll nur bis 24 bis 26 Mio Pixel sehr gut sein.
Andere Tester konnten keine chromatische Aberrationen feststellen. Ich habe diese bei dem Landschaftsfoto im Weinberg bekommen. In der Ferne gab es an den Baumumrissen aquamarine Farbkanten. Die konnte man in Lightroom aber leicht entfernen. Ob es an der Optik oder der Kamera oder der Kombination liegt kann ich nicht beurteilen.
Fazit NISI 15 mm 4,0 asph.
Das Objektiv ist für Vollformat gerechnet und wird auch für NIkon, Canon, Panasonic und Sony Vollformatsystemkameras angeboten. Für Fuji X ist nur der Bajonettanschluß angepasst. Leider hat man dabei auch vergessen die Schärfentiefeskala an APS-C anzupassen. Meine ersten Landschaftsfotos waren alle in der Ferne unscharf. Im Vordergund war alles scharf. So funktioniert das nicht mit der hyberfokalen Distanz. Ich habe die Werte am Objektiv mit einer App verglichen. Die Werte für die hyperfokale Distanz habe ich mir gemerkt und im zweiten Anlauf angewendet. So passt es. Siehe das Beispielfoto vom Weinberg. Die Schärfe liegt nun im gewünschten Bereich. Ein Blendenstern ist auch entstanden.
Die optische Qualität ist gut. Wer das Fuji XF 14 mm oder XF 16 mm gewohnt ist, wird einen Tick an Schärfe und Auflösung in den Details vermissen. Aber da muß man schon penibel genau bei 100% Vergrößerung hinschauen. Die Antireflex-Beschichtung ist sehr gut. Nur sehr selten bilden sich Flares. Meist bekommt man diese durch leichte Veränderung des Aufnahmewinkels weg. Die mechanische Verarbeitung ist hervorragend. Vollmetall. Sauber gehender Fokusring. Auch die Blende gleitet sanft und geschmeidig und rastet bei 1/3 Blende leicht ein. Die Sonnenblende ist aus robusten Metall. Filtersysteme können für 72 mm Filterdurchmesser verwendet werden.
Mit aktuell 479 Euro kostet das NISI nicht einmal die Hälfte eines Fuji 14 oder 16er. Allerdings muß man auf viel Komfort verzichten. Ich war auf der Suche nach einem Weitwinkel das Blendensterne produzieren kann. Gerade in der Landschaftsfotografie, setze ich dieses Stilmittel gerne ein. Bisher ging das mit Fuji nicht. Mit dem NISI geht das. Bereits ab Blende 4 bekommt man einen Blendenstern! Durch abblenden wird der Blendenstern meist nicht größer, sondern dreht sich lediglich. Logisch, die Blendenlamellen schließen weiter. Dadurch ändert sich auch der Stern. Wer gezielt ein Weitwinkel mit Blendensternfähigkeit sucht, sollte sich das NIS 15 mm mal näher ansehen. Die manuelle Arbeitsweise ist mühsamer. Geht mit etwas Übung aber gut. Sehr gut für die Landschafts- und Architekturfotografie geeignet. Erhältlich bei Amazon.
Zur Schärfentiefenskala und APS: Einfach alles um eine Blendenstufe verschieben. Die Markierung für 4 passt auf eingestellte 5,6; die für 11 passt auf eingestellte 16.
Ja, das ist nicht wissenschaftlich exakt, aber für die Praxis völlig ausreichend genau. Wissenschaftliche Exaktheit sieht man im Bild sowieso nicht, die klassische Schärfengrenze von 0,03 mm (KB) bzw. 0,02 mm (APS) ist ja selbst schon eine willkürliche Festlegung.
Den fehlenden AF sehe ich im Superweitwinkelbereich übrigens nicht als Nachteil, sondern ganz im Gegenteil als vorteilhaft. Bei mir geht es da um Motive, wo ich viel Schärfentiefe haben will und häufig eine Fokussierung auf einen Zwischenwert „in der Luft“ am besten passt, was AF so nicht hinbekommt. Jedenfalls nicht der AF meiner Sony.
Hallo Wolfgang,
in dem Weitwinkelbereich ist für mich der Autofokus auch meist nicht erforderlich. Insbesondere bei Landschaftsmotiven arbeite ich da auch meist mit möglichst hoher Schärfentiefe. Da ist eine Schärfentiefen-Skale am Blendenring sehr hilfreich 😉
Leider hat das Objektiv keine elektronische Übertragungs mit meiner Fuji X-T2. Dann könnte ich die Schärfentiefenskale im Display nutzen.
LG
Bernd