Im Farbkreis werden die Farben gegenüber gestellt. Dabei stehen sich die Komplementärfarben gegenüber. Durch diesen Farbverkreis versucht man die Beziehungen unter den Farben darzustellen. Durch die bewusste Wahl bestimmter Farben bzw. ihre Kombination kann man bestimmte Stimmungen erzielen.
Bestimmte Farben oder Farbkombinationen werden von einigen Menschen mit bestimmten Gefühlen und Stimmungen assoziert. Allerdings kann dies auch vom Kulturkreis in dem man aufgewachsen ist abhängen. So kann man also durch eine gezielte Auswahl der Farbe oder Farben bestimmte Stimmungen im Bild erzeugen, verstärken und unterstreichen.

Die im Farbkreis gegenüberliegenden Farben nennt man Komplementärfarben. Eine Kombination daraus kann Bildgestaltungen mit einem kräftigen und hohen Farbkontrast ergeben.
Die Komplementärfarbe von
- rot ist türkis
- grün ist purpur
- blau ist gelb
Hier mal ein theoretisches Beispiel:

Das helle gelb mit blauem Hintergrund sticht, trotz kleinerer Fläche, regelrecht aus dem Bild heraus. Dieser Effekt entsteht durch die bewusste Wahl der Komplementärfarbe.
Was passiert aber wenn man die Farben umdreht?

Das gelb ist durch die größere Farbfläche noch dominanter und lenkt sogar vom blau ab. Wenn nun blau das Motiv wären, wird das Auge zu stark vom Hintergrund abgelenkt. Um eine Hauptmotiv in den Vordergrund zu stellen als also die erste Variante die bessere. In der Praxis habe ich dies auch schon ausprobiert und ein erfolgreiches Wettbewerbsfoto bzw. Fotoserie gestaltet:

Wie die Weitsprung-Serie entstand habe ich bereits vor Jahren beschrieben. Bei diesem Motiv hat das gelbe Trikot den dynamische Zoomeffekt noch verstärkt. Aber auch nur da das Umfeld in der Komplementärfarbe blau eingefärbt wurde.
Das ganze funktioniert auch mit den anderen Komplementärfarben. Nicht immer muss es die exakte Komplementärfarbe sein. Auch eine Farbe daneben auf dem gegenüberliegenden Seite kann ähnliche Effekte und Farbkontraste hervorrufen. Ein roter Marienkäfer vor grünem Hintergrund ist da sicherlich ein Klassiker in der Naturfotografie.
Nicht wundern wenn ein Farbkreis auch einmal anders dargestellt wird. Davon gibt es verschiedene Varianten oder Abwandelungen. Die Farben liegen sich aber bei allen Varianten gegenüber.
Farben können bei den meisten Menschen bestimmte Stimmungen unterstreichen. Hier nur ein paar Assoziationen die Mensche bei betimmten Farben haben können:
- Gelb ist anregend, heiter, befreiend …
- Orange vermittelt Freude, Wärme, Glanz, Sonne …
- Braun wird oft mit Erde gleichgesetzt und ist trocken, nüchtern, real, einfach, fest …
- Rot wirkt erregend, lebhaft, Feuer, Gefahr, Liebe, Explosion …
- Purpur wirkt erhaben, würdig, prächtig, mystisch
- Rosa wirkt romantisch, süss, zart, Abstand, zurückhaltend …
- Violett wirkt mystisch, unruhig, Anspruchsvoll, berauschend, magisch …
- Blau in dunkleren Farbtönen wirkt tief, konstruktiv, beherrschend, philosophisch …
- Blau in helleren Farbtönen wirkt Klar, nach Sehnsucht, Urlaub, gemütsvoll …
- Dunkelgrün wirkt ruhig, natürlich, Natur, beherrschend …
- Hellgrün wirkt sanft, besänftigend, zart, innig, weich …
Aber Vorsicht! Nicht jeder Mensch empfindet Farben gleich. Durch persönliche Erlebnisse kann es davon auch Abweichungen geben. Bei weiss denken viele in unserem Kulturkreis an eine Hochzeit und Unschuld. Im Buddhismus wird zur Trauer die Farbe weiss getragen. Also genau anders als bei uns.
Der Farbkreis ist kein Muss in der Fotografie. Mit diesem Wissen und dem bewussten Einsatz von Farbe und Farben kann man aber die Aussage von Fotografien verbessern.
Hallo,
zunächst einmal vielen Dank.
Wofür?
Nach ca. 30-jähriger Pause in Sachen Hobbyfotografie verfolge ich Ihren interessanten Blog seit einigen Monaten und widme mich wieder diesem interessanten Hobby. Tummele mich mittlerweile auch auf Stockfotoseiten mit meiner EOS 650D.
Nun aber zu Ihrem letzten Artikel.
Lange Jahre habe ich mich mit der Malerei beschäftigt. Der klassische Farbkreis weist doch einen markanten Unterschied zu Ihrem Beispiel auf. Dort gibt es die Primärfarben gelb, blau und rot. Dazwischen die Sekundärfarben grün, violett und orange. Die Komplementärfarben sind rot-grün, gelb- violett und blau-orange. Beim mischen der jeweiligen Komplementärfarben entsteht jeweils ein (schutziges) braun.
Dies galt zumindest einige 100 – Jahre….
Mir ist natürlich auch aufgefallen, dass im digitalen Zeitalter die 3 Farbkartuschen im Drucker nicht genau den 3 Primärfarben entsprechen. Vielleicht habe ich einfach auch nur den Anschluss verloren…..
Aber dennoch meine ich, dass der Marichenkäfer vor grünem Grund nicht „daneben“ liegt, sondern die klassischen Komplementärfarben abbildet.
beste Grüße aus dem Land Brandenburg ins Schwabenland!
und weiter so…
Rainer
@ Rainer F.
allem was sie da schreiben kann ich nur zustimmen.
Habe noch einmal recherchiert. Es stimmen beide Farbkreise!
Der von Ihnen genannte Farbkreis entspricht im Prinzip der Urform von Newton aus dem Jahre 1700. Johannes Itten hat das ganze 1961 noch verfeinert und in der Mitte die drei Grundfarben dargestellt und darum die Sekundärfarben als auch als Farbkreis darum herum gegenübergestellt. Aber auch der gute Goethe hat um 1810 den Farbkreis mit Farbverläufen erweitert so wo in etwa der obige Farbkreis.
So gesehen erzielt man in vielen Fällen mit angrenzenden Farben einen ähnlichen Farbkontrast.
Mir ging es in erster Linie darum aufzuseigen, dass es mehr oder weniger wirkende Farbkombinationen geben kann, welche man bei bewusstem Einsatz zur Steigerung von Bildaussagen einsetzen könnte.
Das habe auch ich aus der Malerei, genauer gesagt der Aquarellmalerei, abgeleitet 😉
Vielen Dank für die Info!
MFG
Bernd