Ist die Photokina nur etwas für Technikfreaks?

Alle zwei Jahre findet die Photokina in Köln statt. Es ist die größte Fotomesse der Welt. Dieses Jahr ist es einmal wieder so weit. Vom 21.09. bis zum 26.09.2010 können die Besucher über neue Fototechniken informieren. Nun war ich früher über 15 Jahre im Foto-Einzelhandel und Großhandel tätig. In dieser Zeit war ich allerdings nur zweimal auf der Photokina.

Mein erster Besuch auf der Photokina

war aus beruflichen Gründen. Mein Arbeitgeber hat mich dort hingeschickt, damit ich mich über neue Produkte für den professionalen Bereich informieren konnte. Ich muß gestehen mein erster Photokina-Endruck war überwiegend negativ!

Bernd Schmidt
Bernd Schmidt

Die Produkte wo mich persönlich interessiert haben, waren durch Unmengen von Hobby-Fotografen umlagert. So gab es kaum eine Chance am Stand der Firmen Nikon, Canon oder Leica ein Neuprodukt einmal zu erblicken. Und zum Schlange stehen war mir die Zeit zu schade. Schließlich wollte ich in den anderen Messehallen in erster Linie einige Produkte der Beleuchtungstechnik, Mittelformatkameras, Spezialkameras und Großformatkameras begutachten. Erstaunlicherweise ging dies dort sehr gut!

Dort gab es nicht den Ansturm wie bei den Amateurprodukten. Man konnte in aller Ruhe neue Produkte beurteilen und mit den Firmen konstruktive Informationen austauschen. So wie es eben auf einer Fachmesse sein sollte.

Apropos Fachmesse. In der Berufsschule habe ich gelernt, dass eine Fachmesse nur für das Fachpublikum geöffnet ist. Sorry, die Photokina ist das nicht zu 100%. Damit ist die Photokina auch keine Fachmesse, sondern lediglich eine Messe über die Fotografie und Imaging!

Dies mag zwar kleinlich wirken, ist aber für den beruflichen Fachbesucher leicht nachvollziehbar. Schließlich werden auf der Photokina Geschäftskontakte geknüpft und Handelsverträge abgeschloßen. Wenn ich ehrlich sein soll, stört hier nur das Plastiktüten sammelnde und Prospektgeile Hobbyvolk.

Ich hoffe ich habe nicht verbal über die Stränge geschlagen und niemanden beleidigt?

Im Prinzip habe ich nichts gegen Hobbyfotografen. Schließlich bin ich selbst einer!
Aber bitte alles zu seiner Zeit.
Eine klarere Trennung zwischen Fachmesse und öffentlich für alle zugängliche Messe wäre hier sicherlich wünschenswert.
Wer sich die absolute Tüten- und Prospektsammler-Dröhnung geben möchte, sollte unbedingt am Freitag auf die Photokina gehen.
Wer großen Menschenauflauf bei den namhaften Kameraherstellern liebt, wird nicht enttäuchst werden!

Mein zweiter Besuch auf der Photokina

war eine Einladung von Kodak. Ich hatte bei einem Fotowettberb eine Leice M7 gewonnen und die Siegerehrung mit Preisübergabe sollte auch der Photokina erfolgen.

So erhielt ich also ein ICE-Zug-Ticket für zwei Personen und eine Übernachtung in einem guten Kölner Hotel.

Die Laudatio bei der Sigerehrung war relativ trocken, dass machte aber der Hauptpreis locker wieder wett.

Auch bei diesem Besuch gab es kaum Möglichkeiten an den bekannten Messeständen der Kleinbildkamerahersteller einmal in Ruhe eine Kamera in die Hand zu nehmen. Zum Glück gab es auch andere interessante Dinge auf dem Messegelände zu bestaunen. Wir konzentrierten uns in erster Linie auf Fotoausstellungen. Dies war zumindest für meine Frau nicht so schnell ermüdend.

Auch bei diesem Messebesuch erkannte man die engagierte Fotoamteure sofort an ihren großen Plastiktüten die prall mit den neusten Produktinformationen gefüllt waren. Meine Güte. Wenn ich da auch noch ein paar Kilo Papier im Zug mit mir hätte herumschleppen müsste? Nein, das ist nichts für mich.

Am Abend habe ich dann erst einmal meine neue Leica ausgepackt und versucht den ersten Film einzulegen. Wer noch nie einen Film in eine Leica M eingelegt hat, wird auch nicht wissen, dass dazu eine gewisse Übung gehört. Für den ersten Film habe ich doch tatsächlich 30 Minuten benötigt. Aber es gibt Leica-Fotografen die haben beim ersten Mal noch länger gebraucht. Und wenn man 2-3 Filme eingelegt hat, geht dies auch innerhalb einer Minute. Alles nur eine Frage der Übung.

Der zweite Besuch war für mich auf Grund des Anlasses weitaus angenehmer. Auf Grund der Erfahrungen aus dem ersten Besuch habe ich die Menschenansammlungen bewusst gemieden und mir andere interessante Messestände ausgesucht.

Warum mich die Photokino noch nie besonders interessiert hat?

Ein Grund ist sicherlich die kaum vorhandene Trennung zwischen Fachmesse und Besuchermesse.

Der Hauptgrund ist allerdings, dass mich noch nie neue Produkte besonders interessiert haben!

Für mich war eine Kamera, ein Objektiv, ein Stativ oder ein Blitzgerät immer schon ein Mittel zum Zweck.
Die Kamera oder das Kamerasystem sollte meine Fotoidee umsetzen können.

Kann sie das, brauche ich keine andere.
Kann sie dies nicht, brauche ich eine andere.

Ich brauche nicht was die Kameraindustrie gerade als mutmassliches technisches Maß der Dinge neu bewirbt.
Aber da gibt es garantiert auch andere Ansichten.

Aus dem Handel weiß ich, dass es sehr viele Verbraucher gibt die technikverliebt sind und fast immer die neueste Technik kaufen und besitzen müßen.
Das Fotografieren ist bei diesen Käufern meist Nebensache.

Mein Fazit über die Photokina

Ich brauche die Photokina nicht!

Allerdings bin ich auch nicht mehr im Fotohandel tätig.
Wenn ich eine Fotoidee umsetzen möchte und mir fehlt ein passendes Objektiv oder eine Kamera, dann kaufe ich mir dieses.
Vorausgesetzt die Investition wird durch einen guten Nutzen kompensiert. Am besten in Form von Einnahmen.

Wer sich aber über die neuesten Fototechniken und Geräte informieren möchte, wird sicherlich an dieser weltgrößten Fotomesse gefallen finden.
Schließlich lebt ja eine ganze Fotoindustrie von Kunden die meist die neueste Technik haben müßen.

Wart ihr auch schon einmal auf der Photokina?

Wie waren eure Erfahrungen und Eindrücke?

One Response

  1. Knuffelpack 5. September 2010

Leave a Reply