In Olfen fand am vorletzten Wochenende die Jury der 79. Deutschen Fotomeisterschaft des DVF statt. Da ich seit über zwei Jahrzehnten Mitglied im DVF (Deutscher Verein für Fotografie) bin, habe ich nach ein paar Jahren Meisterschafts-Abstinenz mal wieder teilgenommen. Der Grund für die Wettbewerbspause waren andere Schwerpunkte wichtiger. Zum einen habe ich als Web- und Fotodesigner ein Nebengewerbe begonnen. Zum anderen versorge ich inzwischen Bildagenturen mit Fotomaterial. Und in der Werbefotografie musste ich sehr schnell erfahren, daß dort andere Kriterien als in der Wettbewerbsfotografie, an ein Foto gestellt werden.
Fotos die Erfolg bei Fotowettbewerben haben, eignen sich erstaunlich selten für die Werbefotografie! Während man in der Wettbewerbsfotografie möglichst nah und dicht auf ein Motiv hält, benötigt man in der Werbefotografie Freiraum für den Werbetext. Meist sind dies konträre Kriterien. Obwohl ich in den letzten Jahren, mangels verfügbarer Zeitkapazitäten, keine Wettbewerbsfotografien fotografiert habe, versuchte ich es trotzdem mit ein paar Fotomotiven aus den letzen drei Jahren.
Bereits bei den Landesmeisterschaften wurden drei meiner Fotos akzeptiert. Nun war ich gespannt was mit den Urlaubsfotos und Makrofotos derzeit auf Bundesebene möglich ist? Und tatsächlich. Ein Foto wurde von den 3690 eingereichten Fotografien angenommen. Für eine Urkunde oder Medaillie hat es nicht gereicht. Dies hätte ich auch mit meinen Urlaubsfotos nicht erwartet.
Etwas überrascht bin über diese Annahme doch!
Während aufwändige Landschaftsaufnahmen durchfielen, hat die Aufnahme mit dem geringsten Aufwand gewonnen!
Dies bestätigt wieder meine Einschätzung in der Wettbewerbsfotografie.
Weniger ist mehr!
Bei 3690 Fotos hat der Juror noch wenige Sekunden Zeit sich ein Urteil von dem Foto zu machen.
Details können dabei kaum beachtet werden und haben somit selten einen Einfluß. Im Gegenteil, Details verwirren den Juroren und führen oft zu einer geringeren Bewertung.
Ein weiterer Pluspunkt von dem akzeptierten Motiv ist der Seltenheitswert!
Ja, ihr habt richtig gelesen.
Wer hat schon einmal mehrere verblühte Orchideenblüten an einem grünen, nicht vertrockneten, Stengel in seinem Leben gesehen?
Ich habe seit über 15 Jahren mehrere Orchideen in meinem Zimmer stehen.
Aber bei allen Phalenopsis-Orchideen verblühen normalerweise zuerst die Blüten von unten nach oben, vom Blütenstengel aus gesehen.
Diese verblühen nacheinander und fallen normalerweise zu unterschiedlichen Zeiten ab.
Bei dieser Orchidee war dies nicht der Fall.
Obwohl die Blüten verblüht und vertrocknet waren, blieb der Stengel noch einige Wochen grün und die vertrockneten Blütenblätter wurden nicht abgeworfen!
Für das Foto war dann nur noch ein weißer Foto-Hintergrund und weiches Licht von einem Nordfenster erforderlich. Eine ganz einfache Fotografie die offenbar einige Juroren auf Grund des Seltenheitswertes und der Reduktion auf das Wesentliche anspricht.
Übrigens steht dieses Fotomotiv auch bei einigen Bildagenturen zum Verkauf.
Verkäufe gab es allerdings noch nie. In der Werbung sind nur farbige Blüten gefragt. Damit hätte ich aber bei einer Deutschen Fotomeisterschaft sicherlich keine Annahmechanchen gehabt 😉