Unter Stockfotografen gibt es die weit verbreitete Meinung, daß Landschaftsfotos nicht oder kaum verkäuflich sind. Ist das tatsächlich der Fall? Ich selbst betreibe die Landschaftsfotografie in erster Linie als Ausgleich zum Hauptberuf. Landschaftsfotografie ist für mich Entspannung und Entschleunigung. Wenn ich ein Landschaftsfoto plane, denke ich nie an einen späteren möglichen Verkauf des Bildes. Wenn es dennoch zum Verkauf kommen sollte, habe ich natürlich nichts dagegen.
Für die Stockfotografie belichte ich allerdings überwiegend Produkt- und Foodmotive. Damit erziele ich meist mehr Verkäufe und höhere Umsätze. Das kann man allerdings nicht pauschalieren. Auch ein paar Landschaftsmotive verkaufe ich gut bis hervorragend. So war ich wohl einer der ersten Stockfotografen, welcher die Moselschleife und den Königssee vom Malerwinkel angeboten hat. Die Bilder verkauften sich ein bis drei Jahre sehr gut. Nachdem ich diese Motive hier im Blog als meine damaligen Verkaufsrenner vorgestellt habe, gab es zahlreiche Nachahmer. Die Verkaufszahlen sind inzwischen fast auf null gefallen. Seitdem zeige ich keine Verkaufsschlager mehr. Die Nachahmer warten nur darauf Motive zu klauen.
Dennoch mache ich weiterhin Landschaftfotos. Ich mache allerdings einen großen Bogen um sehr bekannte Motive. Ich meine Motive die auf Instagram und anderen Plattformen bereits häufig präsentiert werden. Ich konzentriere mich lieber auf unbekannte Motive in meiner Wohngegend. Wald, Wiesen, Felder, Streuobstwiesen und Weinberge sind da meine Motive. So entstand auch das folgende Motiv vor knapp fünf Jahren. Ende August im Weinberg aufgenommen. Etwa 20 bis 30 Minuten Fussweg von zu Hause.
Seitdem habe ich das Bild bis heute über 600x verkauft. Das sind über 800 € als Bildhonorar. Verkäufe wurden bei Adobe Stock, iStock und Shutterstock realisiert. Nähere Statistik habe ich per Stockperformer ermittelt:
Vor der Stockfotografie hat man Landschaften als Auftragsarbeit gemacht und verkauft. Oder man hat auf Anfrage in ein bestehendes Bilderarchiv gegriffen. Bild präsentiert. Angebot geschrieben. Preis verhandelt. Verkauft. Rechnung geschrieben. Geld erhalten. Oder man ist dem Geld hinterher gerannt. In manchen Fällen gab es auch mal Zahlungsausfälle.
In der heutigen Stockfotografie macht man ein Landschaftsfoto. Lädt dieses zum Verkauf hoch. Verkauft es. Im Optimalfall erfolgt der Verkauf sehr oft. Unterm Strich hat man bei gut verkauften Motiven vergleichbare Einnahmen wie früher mit dem Verkauf eines Einzelbildes. Man spart sich aber die Zeit für das Schreiben eines Angebotes, Preisverhandlung, Rechnung schreiben. Und Zahlungsausfälle sind kaum bis gar nicht üblich.
Vor der Stockfotografie hat man für ein Landschaftsfoto ein Honorar zwischen 100 bis 750 DM erhalten. Heute habe ich mit der Stockfotografie für mein erfolgreichstes Landschaftsfoto bisher 823 € Bildhonorar erhalten. Wie man sieht ist das Bildhonorar heute bei einem guten Bild höher als damals. Gut der Vergleich hinkt. Die Lebenshaltungskosten sind gestiegen. Auf der anderen Seite verkaufe ich das Stockfoto ja auch zukünftig. Manche Motive verkaufen sich nach einem Jahr kaum noch. Andere Motive verkaufen sich jahrelang hervorragend. Der Sonnenaufgang im Weinberg ist solch ein Dauerrenner. Warum? Weil er schwer zu kopieren ist. Den Aufnahmeort kennt keiner. Und selbst wenn er ihn kennt, ist es schwer den gleichen oder einen besseren Bildausschnitt zu finden. Geschweige denn das passende Wetter und Licht.
Dennoch muß ich zugeben, daß sich People- oder Produktfotos meist viel besser als Landschaftsmotive verkaufen. Der Bedarf an Landschaften ist einfach nicht so hoch wie für Produkte und Personen in allen möglichen Lebenssituationen.
Dennoch kann man gute Landschaftsfotos auch heute über Bildagenturen erfolgreichreich verkaufen. Welche Landschaften verkaufen sich sehr gut? Bei bekannten Motiven gehen nur Fotos die besser sind als die bereits verfügbaren. Inzwischen ist das oft nur schwer bis kaum möglich. Auch ein Grund warum ich mich bei Landschaften mehr auf allgemeine Motive konzentriere. Bäume, Wälder, Felder, Wiesen, Streuobstwiesen und Weinberge. Zum einen liegen diese Motive vor meiner Haustür. Zum anderen können diese Motive fast überall in der Welt als Werbefoto verwendet werden. Mein Weinbergfoto wird weltweit von Weingütern verwendet. Ein Weinberg aus dem Remstal in Württemberg wird in Italien, Frankreich, Spanien, Kalifornien und sogar im Fernsehen gezeigt!
Bei sehr gut verkäuflichen Landschaftsmotiven gibt es aus meiner Sicht zwei Wege. Entweder fotografiert man beliebte, bekannte und häufig besuchte Motive. Die Schwierigkeit ist dabei bereits die Planung. Wann kann man das Motiv ohne störende Personen fotografieren? Ohne Ortskenntnisse nicht ganz einfach. Auch der Zeitaufwand und Kosten für die Anreise sind nicht zu vernachlässigen. Trotz Wetter-Apps spielt das Wetter bei Landschaftsfotos immer eine große Rolle. Für ein gutes Landschaftsfoto ist mindestens mit 50% das passende Licht verantwortlich. Ich habe im Berchtesgadener Land schon 1 Woche Dauerregen erlebt. Da war kein Sonnenaufgang oder Sonnenuntergung in den Bergen zu fotografieren. Gut man kann dort auch Wasserfälle oder andere Motive fotografieren. Sonnige Motive waren in dieser Woche nicht realisierbar. Wer beliebte Landschaftsmotive verkaufen möchte, muß diese besser machen als die bereits angebotenen. In den wenigstens Fällen dürfte das möglich sein. Von stark besuchten Hotspots gibt es unendlich viele Bilder. Ein noch besseres Foto wird schwer realisierbar sein.
Besser geht nur durch klar sichtbare Unterscheidungsmerkmale. Wie kann man ein Landschaftsfoto besser gegenüber anderen Anbietern machen? Schwierig. Anderer Standpunkt? Anderer Bildausschnitt? Größeres Aufnahmeformat? Das größere Aufnahmeformat bringt in der Stockfotografie keinen Vorteil. Für Auftragsfotografen kann das ein Weg sein. Für Auftragsfotografen kann das ein Unterscheidungsmerkmal zu den anderen Anbietern sein. Bekannte Landschaftsmotive besser zu fotografieren ist nicht einfach. Aber nur so wird man diese erfolgreich verkaufen können. Auf der anderen Seite besteht auch bei jedem hervorragenden Foto die Gefahr, daß es schnell im Überangebot untergeht und kaum oder gar nicht verkauft wird. Aber das ist immer die Gefahr in der Stockfotografie.
Der zweite Weg ist das Fotografieren von Landschaften im allgemeinen. Keine Touristen-Hotspots. Ich meine pauschale Landschaften, welche universell verwendet werden können. Das können grüne Wiesen, ein Wald mit Bäumen, ein See, das Meer oder das Sonnenblumenfeld sein. Alles Motive die auch Symbolcharakter haben können. Alles Motive die auch vielseitig verwendet werden können.
Der Weinberg ist solch ein Beispiel. Der könnte überall sein, wo Wein angebaut wird. Die Sonne mit dem Sonnenstern bringt zudem einen weiteren Symbol-Charakter in das Bild. Auch manch Kirchengemeinde hat das Motiv, wohl wegen der aufgenehnden Sonne, bereits erworben.
Ich habe seitdem allerding nie mehr solch ein erfolgreiches Landschaftsfoto gemacht. Es enstanden Fotos, welche mir persönlich besser gefallen. Aber diese verkaufe sich nicht so gut oder überhaupt nicht. In der Stockfotografie gehört auch eine Portion Glück dazu. Mit etwas Glück kann ein Verkaufsschlager entstehen. DAs geht aber nur, wenn das Foto technisch einwandfrei ist. Heutzutage sind erfolgreiche Stockfotos, auch bei den Landschaftsmotiven, sehr perfekt. Bei vielen wird noch mit Bildbearbeitung stark optimiert. So enstehen Bilderbuchlandschaften. Fast schon traumhaft schöne Landschaften. Mein Ding ist das nicht. Bei meinen Landschaften versuche ich die Natürlichkeit darzustellen.
Auch wenn manch andere Motive in der Stockfotografie bessser verkäuflich sind, werde ich weiterhin Landschaften fotografieren. Die Landschaftsfotografie ist für mich eine Art der Entschleunigung. Gerade im Corona-Jahr 2020 habe ich viele Landschaftsmotive vor der Haustür realisiert. Beim Fotografieren ist man voll auf das Motiv konzentriert. Erstaunlicherweise verkaufen sich auch einige dieser neuen Landschaftsbilder.