Auf vielfachen Wunsch zeige ich heute, meine Art der Foodfotografie. Für meine Zwecke, zum Verkauf bei Microstockagenturen, ist dies für mich ein relativ effizienter Workflow um günstig gute Foodfotos zu produzieren. Der Lichtaufbau ist nur einer von mehreren die ich anwende. Bei sogenannten Food-Stilllifes aber inzwischen der Häufigste. Der Aufbau hat sich in 1 1/2 Jahren als vielseitig und einfach anwendbar heraus kristalisiert.
Vor jeder Aufnahme steht hier eine Planung!
Vor der Aufnahme wird der Motivaufbau bereits geplant. Meist mache ich dazu eine Skizze. Oft variiere ich aber auch die Skizze durch spontane Ideen. So entseht leicht aus einem Motiv gleich eine Fotoserie.
Wichtig sind der Unter- und Hintergrund. Aber auch Accessoires dürfen nicht fehlen. Diese sind zwar meist im Hintergrund und oft unscharf dargestellt, runden das Gesamtmotiv aber oft harmonisch ab. Dafür kann man fast alles was irgendwie passend aussieht verwenden. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Als Besteck verwende ich am liebsten altes Silber das bereits angelaufen ist. Zum einen wird dadurch eine Patina und Alter vermittelt. Zum anderen ist es leicht zu fotografieren, da sich darin nicht das ganze Fotozimmer und der Fotograf spiegelt!
Als Accessoires eignen sich fast immer Lebensmittel die im Rezept verwendet wurden. Manchmal reichen auch ein paar Pfefferkörner oder grobe Salzkörner, die das Motiv auflockern.
Meist fotografiere ich am Wochenende. Da habe ich auch Zeit mal etwas gutes zu kochen. Da liegt es auch nahe, das gute Essen fotografisch fest zu halten. Der Lichtaufbau wird aus drei Grundeinstellungen variiert. Heute stelle ich eine der Dreien vor.
Beleuchtet wird mit zwei Studioblitzen. Das Hauptlicht mit einer Softbox, steht hinter der Kamera. Da mein Fotozimmer relativ klein ist, blitze ich bei Stilllifes meist indirekt über die weisse Raufaser-Tapete und erhalte ein sehr weiches Licht.
Der zweite Blitzkopf steht leicht versetzt gegenüber und ist mit einem weissen Durchlichtschirm ausgestattet. Er dient für Lichtakzente auf den Lebensmitteln, Saucen oder Suppen. Dadurch wird das Licht von einem Fenster simuliert. Die Stärke des Blitzes variiere ich je nach Motiv. Manche Motive brauchen weniger Licht als andere um Lichtreflexe zu zeigen. Da hilft nur ausprobieren.
Ein Blick von der Kamera. Bevor ich zu kochen anfange, bereite ich den Aufbau im Studio vor. Die Kamera kommt auf ein Dreibeinstativ mit Dreiwege-Getriebeneiger. Der Hintergrund wurde ausgewählt und aufgebaut. Die Accessoires wurden bereits in Position gebracht. Das kann durchaus bis zu einer halben Stunde dauern, bis man einen harmonisch wirkenden Aufbau hingefummelt hat. Ein Assistent/In ist hier sehr hilfreich und spart viel Zeit.
Der Löffel im Teller dient zum focusieren des späteren Hauptmotives. Im weissen Teller findet der Autofocus meist keinen Fixpunkt. Ein Gegenstand jeglicher Form bringt hier Abhilfe.
Auf dem zweiten Foto sieht man den Aufbau von der anderen Seite. Rechts oben den Blitzschirm. Hinter der Kamera die Softbox, die indirekt ausgerichtet ist.
Hier noch einmal den Aufbau des Motives von oben gesehen. Sieht nach wenig aus, kann aber ganz schön Zeit in Anspruch nehmen.
Für die Test- und späteren Aufnahmen werden die Rolläden geschlossen, damit nur das gewünschte Licht die Motive ausleuchtet. Wenn alles passt, mache ich eine Testaufnahme mit Graukarte. Diese dient später als Referenzbild für die Fotoserie. An der Graukarte kann man leicht Über- und Unterbelichtungen im RAW-Konverter, bei mir Ligthroom, korrigieren. Auf neutralen grau, erkennt man auch sofort einen Farbstich und kann diesen genauso im RAW-Konverter richtig stellen. Danach werden diese Werte auf die anderen Bilder der Fotoserie kopiert.
Anschliessend wird gekocht.
Nachdem Kochen wird das Produkt im vorbereiteten Bereich, hier im Teller, eingefüllt. Noch etwas in Form gebracht und gemörserter Pfeffer darüber gestreut. Dann kann die eigentliche Aufnahme gemacht werden. Im Prinzip ist das Fotografieren das geringste. Am meisten braucht die Vorbereitung und je nach Rezept das Kochen. Danach mache ich immer noch weitere Aufnahme frei Hand mit anderen Blickwinkeln. Vom Stativ ist es meist besser, da man so das Motiv auch 100%ig auf den Punkt scharf hat. Bei frei Hand-Aufnahmen liegt man da manchmal leicht daneben.
Anschliessend werden die Aufnahmen in Lightroom importiert und auf ihre Qualität beurteilt und ausgewählt. Ausschuss wird sofort gelöscht. Die Ausgewählten werden an Hand der Graukarte korrigiert. Die meisten Motive werden noch per Photoshop leicht nachbearbeitet. Bei einem weissen Teller korrigiere ich oft den hellsten Weisspunkt. Dadurch hellt zwar das gesamte Bild auf. Bei den meisten Motiven wirkt dies freundlicher. Wenn dabei Zeichnung an hellen Stellen im Hauptmotiv verloren gehen, bringe ich diese mit einer weiteren Ebene und Maske wieder zurück.
Beim geschmorten Tintenfisch sieht man ganz gut die Lichtreflexe des Gegenlichtets.
Manchmal ist das Kochen und Stylen aufwändiger als das Fotografieren. So auch bei obigen Foto, dass aus gebratenen Lachs, gebratenen Spargespitzen und grünem Spargelpüree besteht.
Das Ossobuco war eines der ersten Motive mit dieser Ausleuchtung.
Wer mehr Platz verfügbar hat und eine Blitzanlage fest stehen lassen kann, kann ein Lichtsegel als Gegenlichtquelle empfohlen werden. Ein Holzrahmen mit transparenten weissen Stoff und eine Blitzlampe dahinter als Lichtquelle. Fertig ist eine weiche Lichtquelle, ähnlich wie von einem Fenster. Bei mir lässt sich dies aus Platzgründen kaum realisieren. Aber mit dem Durchlichtschirm kann man diesen Lichteffekt auch ganz gut simulieren. Auch eine Softbox kann diese Lichtstimmung realisieren.
Der Lichtaufbau ist für eine Belichtungszeit von 1/125 sec und Blende 8 ausgelegt. Wie hoch man die Lichtleistung an einem Blitzkopf einstellt, ist vom Vorsatz und der Entfernung zum Motiv abhängig. Dies kann man bei digitalen Kameras auch relativ einfach ohne Blitzbelichtungsmesser austesten. Die Ergebnisse sieht man ja gleich nach der Aufnahme in Display und kann danach noch Korrekturen vornehmen. Ich selber habe ursprünglich die Lichtmenge mit dem Gossen Variosix F2 ermittelt. Allerdings sind die Ergebnisse in der Praxis manchmal spürbar abweichend. Je nach Oberfläche des Motives wird Licht unterschiedlich wieder gegeben. Selbst mit Lichtmessung habe ich da selten ein perfektes Ergebnis erhalten.
Wenn man regelmässig mit Studioblitzen arbeitet, bekommt man mit der Zeit ein Gefühl für die Licht-Einstellungen.
Die Lichtaufbau ist bewusst relativ einfach gehalten, damit man effizient und schnell Foodmotive fotografieren kann. Bei Glas, Metall und spiegelnden Oberflächen kann der Aufwand wesentlich aufwändiger werden, da man hier auch auf saubere Reflexe achten sollte. Aber darüber berichte ich in einem anderen Artikel.
Ich bedanke mich für die sehr schnelle Umsetzung dieses Artikels.
Wurde er doch vielfach gewünscht, auch von mir 😉
Planung ist alles.
Das bedeutet ich muss jetzt erst den Tisch decken, dann kochen.
Das habe ich meist zwischen drin erledigt.
Ich stelle aber fest, ohne Blitzanlage geht es wohl nicht…
Diese jedoch dürfte der normale bzw. einfache Blogger kaum besitzen. Ich auch nicht.
Da werden wir uns noch etwas einfallen lassen müssen.
Gar nicht so einfach so toll ausgeleuchtete Bilder zu bekommen.
Es hängt wie immer am Licht.
Durch deinen Artikel bin ich aber schon mal ein Stück weiter gekommen.
Herzlichen Dank dafür!
Ich bin jetzt echt auf weitere Kommentare dazu gespannt 😉
Schöne Grüsse von Petra,
die sich noch einmal für das tolle Buch bedankt!
Vielen Dank für den tollen Beitrag.Mich würde noch interessieren,welche Blitzköpfe und Softboxen Du verwendest.Da werden ja allerlei „Billigsets“ angeboten.Ich bin mir da nicht sicher,ob diese Sets ausreichen,z.B. mit 200 Watt.
Gruß aus dem Norden
Kay
@ Petra
Eine Blitzanlage ist nur erforderlich, wenn du zu jeder Zeit gleiches Licht brauchst. Im Prinzip reicht als Lichtquelle auch ein Fenster. Am besten Nordfenster, da das Licht dort weich ist. Oder bei anderem Fenster bei bewölkten Himmel oder das Licht mit einem Durchlicht-Falt-Reflektor weicher machen. Zum Aufhellen kann alles helle bzw. weisse verwendet werden. Ich nehme oft Styroporplatten oder weissen Karten der Teilbereiche aufhellen kann.
Viel wichtiger finde ich da das Zubehör, die Accessoires, den Untergrund, den Hintergrund und ein stabiles Stativ. Gerade bei Aufnahmen mit Fensterlicht braucht man schnell eine längere Verschlusszeit. Da geht es ohne Stativ kaum noch verwacklungsfrei. Bei einer Spiegelreflex am besten eine mit Spiegelvorauslösung, da der Spiegelschlag bei längeren Belichtungszeiten zu Verwacklungsunschärfe führen kann.
@ Kay
Ich verwende zwei 400WS Blitzköpfe von Wallimex. Die Softbox ist 60×90 cm. Im Prinzip reichen für solche Aufnahmen auch 200 – 300WS Blitzköpfe aus.
Die Wallimex sind neu recht günstig und OK. Mir reichen sie aus. Habe allerdings nicht die billigsten genommen, da ich etwas Komfort beim Blitzen wollte.
Noch bessere Hersteller sind Elinchrome, Multiblitz und Bowens. Deren Blitzköpfe sind meist langlebiger und Lichttemperatur ist länger konstant und neutraler. Im Prinzip sind diese für täglichen Einsatz ausgelegt.
Wer nur gelgentlich eine Blitzanlage einsetzt, wird auch mit einer Wallimex gut zurecht kommen.
Alternativ kann man auch nach gebrauchten der teureren Marken bei Ebay schauen. Ist allerdings Vertrauenssache, da man nie genau weiss, wieviel Betriesstunden ein Blitzkopf bereits auf den Buckel hat.
Vielen Dank für die schnelle Antwort.Ich denke,ich werde mir das Set von Walimex zulegen.Würde ja auch keinen Sinn ergeben,wenn man teure Kameras und Objektive kauft,um dann mit Baustrahlern alles auszuleuchten. 🙂
Gruß aus dem Norden
Kay