Am vorletzten Wochenende fanden im Grossraum Stuttgart zwei Bonsaiausstellungen statt. Eine klassische Bonsaiausstellung wird häufig in einer Halle präsentiert. Nicht so bei der Bonsaiausstellung des Bonsai AK Stuttgart-Ludwigsburg. Veranstaltungsort war der chinesische Garten in Stuttgart.
Die Bonsai-Bäume wurden dort im Freien präsentiert. Möchte man in solch einem Umfeld gute Fotos realisieren, muss man sich etwas Einfallen lassen, um wenig störendes im Hintergrund zu haben. Wenn der Hintergrund nicht vom Motiv ablenkt, erhält man automatisch ein besseres Foto. Nichts oder kaum etwas lenkt das Auge des Betrachters vom Hauptmotiv, in diesem Fall einen Bonsai, ab.
Das zeigt den chinesischen Gartenin Stuttgart. Die Aufnahme entstand aus einer Belichtungsreihe, welche per HDR in Photoshop etwas verfremdet wurde. Der plakative Effekt war bei diesem Foto gewünscht.
Wie man bereits in dieser Übersicht sehr gut erkennen kann, wird man auf solch einer Ausstellung kaum einen monochromen Hintergrund haben. Fast immer gibt es einen unruhigen Hinterrund, der auf einem Foto vom wesentlichen ablenkt und ein Bild unruhig wirken lässt.
Hier ein Beispiel was ich damit meine. Der Bonsai-Baum wird scharf dargestellt. Der Hintergrund ist aber unruhig und zeigt kaum die feinen Details der Verzweigung des Hauptmotives Bonsaibaum.
Eine Möglichkeit ist der Einsatz eines einfarbigen Hintergrundes. Dies wird in den meisten Fällen bei einer öffentlichen Ausstellung nicht erwünscht sein. Fragen beim Veranstalter kostet aber nichts. Vielleicht wird es ja erlaubt? Manche Hersteller bieten hier faltbare Hintergründe an. Allerdings benötigt man für den Einsatz auch meist einen Assistenten, der den Hintergrund hält.
Eine weitere Möglichkeit sind Teleobjektive und das Freistellen durch lichstarke Objektive. Dies kann bereits bei einigen Bäumen funktionieren. Allerdings nicht bei jedem Motiv. Dennoch war es für mich spannend in dieser Form neue Motive und Details zu entdecken.
Der gleiche Bonsaibaum mit einem 70-200 mm bei offener Blende 2,8 fotografiert. Die Scharfstellung erfolgte auf den Stammansatz. Der Rest verschwimmt in Unschärfe. Solche Details Gefallen mir oft besser als ein ganzer Baum. Sie lassen dem Betrachter oft mehr Interpretations-Spielraum.
Dennoch ist das Spiel mit geringer Schärfentiefe und Telebrennweite nicht ganz einfach. Ein Einbeinstativ kam zum Einsatz, damit nichts verackelt und der Bildausschnitt exakt gepasst hat. Bei der zweiten Teleaufnahme wurde die Schärfe auf die oberen vorderen Blätter focusiert. Was einem besser gefällt ist persönliche Geschmackssache. In jedem Fall muss man sich für einen Focuspunkt entscheiden. Mir fällt dies auch nach Jahrzehnten noch oft schwer. Deswegen mache ich meist mehrere Einstellungen und wähle am Monitor das mir am besten erscheinende Foto aus.
Mit einem Teleobjektiv und offener Blende kann man aber auch bei anderen Motiven eine interessante Bildgestaltung durch den gezielten Einsatz von Schärfentiefe erzielen.
Ein schöner alter Feldhorn (Acer campestre) mit mehrfachen Stammansatz.
Mein persönliches Lieblingbild von dieser Bonsaiausstellung. Blick in einen Fächerahorn-Wald. Ohne den grünen Hintergrund würde das Motiv unnatürlich wirken. So wirkt es wie ein echter Wald bzw. Baumgruppe.
Eine weitere Möglichkeit für bessere Fotos sind generell ungewöhnliche Perspektiven. Vogel- und Froschperspektive führen zu ungewöhnlichen Sichtweisen, die den Betrachter meist neugiertig machen. Also ruhig mal in die Hocke gehen oder auf den Boden legen oder von oben herunter fotografieren. Nicht selten erhält man dadurch interessanter wirkendere Fotos. In diesem Fall kam noch ein Aufhellblitz zum Einsatz. Sonst wäre das Laub im Gegenlicht zu dunkel geworden.
Die Kamera habe ich bewusst schräg gehalten um dem Foto mehr Spannung zu geben. Das kann bei manchen Motiven sinnvoll sein. Allerdings eignet sich dies nicht bei jedem Motiv. Hin und wieder lockert es aber eine Fotoserie auf.
Auch ohne ruhigem Hintergrund kann man mit etwas Kreativität ein Fotomotiv fotogen darstellen.