In der Rubrik „Wie entstand dieses Foto?“ verrate ich heute die Enstehung eines älteren Sportfotos. Wobei es in Wirklichkeit nicht wirklich ein Sportfoto ist. Aber das sollte man dem Foto ja auch nicht ansehen. Ziel war es eine dynamische Übergabe eines Staffelholzes im Foto festzuhalten. Bei einer Leichtathletikveranstaltung hatte ich dies Live versucht. Das Ergebnis waren nur Ausschussbilder. Irgend etwas hat immer den Gesamteindruck gestört. Angeschnittene Arme oder Staffelhölzer. Zu schnell oder zu langsam. Zu wenig dynamisch brachte zu wenig Bewegung ins Bild. Zu viel Dynamik und mann konnte die wesentlichen Bildmotive durch zu starke Wischeffekt nicht mehr als solche erkennen.
Einfach gesagt es erschien mir eigentlich unmöglich eine dynamische Staffelholzübergabe auf Film zu bannen. Aber so leicht gab ich nicht auf. Ich machte mir Gedanken ob es nicht doch einen anderen Weg zum Ziel gibt? Jawohl! Zwar war ich damals noch in den Anfängen der digitalen Bildbearbeitung. Aber ein Motivteil konnte ich schon halbwegs freistellen. Also machte ich mir einen Plan. Was brauche ich für ein dynamisches Sportfoto?
Logisch. Erst mal musste ein passender Hintergrund als Basis her. Leichtathletik findet meist in Stadien statt. Die meisten Stadien haben in der Mitte einen Rasen. Also fuhr ich ins Grüne und habe einige Fotos einer grünen Wiese gemacht. Natürlich mit längerer Verschlusszeit und die Kamera dabei bewusst von rechts nach links bewegt. So entstanden mehrere verwischte Wiesen. Den besten Wischer sieht man auf dem folgenden Foto.
Dynamik war mit dem Wischer schon einmal im Bild. Aber nun fehlten noch die anderen wichtigen Bildmotive. Eine Hand die ein Staffelholz übergibt. Und eine zweite Hand die auf das Staffelholz empfangen möchte.
Nun waren alle drei Bildteile vorhanden. Aber nun ging es an die Anpassung. Die verwischte grüne Wiese wurde etwas in der Farbwiedergabe intensiver gestaltet. Heute wäre mir die Farbintensität zu kräftig. Aber damals war auch der Fuji Velvia Diafilm voll im Trend und die meisten erfreuten sich an popigen und knalligen Farben. Das Wiesenfoto wurde umgedreht damit die Dynamik realistischer erschien. Die beiden Arme wurden freigstellt und in die Wiese eingefügt. Wer nun meint das nun die Montage fertig gewesen sei der täuscht sich gewaltig.
Nun fing die eigentliche Arbeit erst an. Die Hauttöne mussten angepasst werden. Mit dem Bewegeungsfilter von Photoshop wurde selektive Bewegungsunschärfe an den Fingern und am Staffelholz eingearbeitet. Allein für diese Feinarbeit vergingen einige Stunden bis das Ergebnis halbewegs meinen Vorstellungen entsprach.
Die Fotomontage entstand im Jahre 2000. Es wurde damals in vielen internationalen Fotosalonen ausgestellt und hat einige kleinere bis mittlere Sachpreise gewonnen. In Korea hat es sogar beim dort grössten Fotowettbewerb des Landes der DAEJON-Times den zweiten Platz gemacht und wurde in einem grossen Fotobildband und der Tagespresse veröffentlicht.
Eigentlich wollte ich nur aufzeigen das es auch in der Fotografie unterschiedliche Wege zum Ziel geben kann. In manchen Situation ist auch ein genauer Plan notwendig um das gewünschte Ziel überhaupt zu erreichen. Ich notiere oder skizziere mir oft spontane Ideen. Mögen diese im ersten Moment auch noch so verrückt erscheinen. Eine Lösung dürfte es für fast jede Idee zu einem Foto geben. Man muss es nur tun. Just do it!
Also eins muss ich schon sagen: an Kreativität und Einfallsreichtum fehlt es dir nicht. Auf so eine Idee muss man erstmal kommen. Gut, das grün finde ich auch etwas zu extrem, aber ansonsten hast du das echt super umgesetzt, was du dir vorgenommen hast.