Nach Weihnachten und den Weihnachtsfeiertagen hatte ich ein paar Tage Resturlaub. Vom vielen guten Essen brauchte ich mal wieder etwas Bewegung. Ich entschied mich kurzfristig für neue Landschaftsaufnahmen in den Weinbergen. Jetzt im Winter ist der Sonnenaufgang später. Extremes Frühaufstehen war also nicht erforderlich.
Um 7 Uhr bin ich aus dem Haus gegangen. Zu Fuß. 30 Minuten bis zum Aufnahme-Punkt hatte ich einkalkuliert. Gegen 7:30h soll die blaue Stunde beginnen. Ab 8:14h der Sonnenaufgang. Die Tage und Nächte davor waren recht mild. Am 28.12.2015 war es endlich mal recht kühl. Knapp um den Gefrierpunkt. Weiter oben im Weinberg sicherlich noch ein paar Grad kühler?
Meine Ausrüstung:
- Nikon D610
- Nikkor AF-S 24-70mm 2,8
- Nikkor AF-S 20mm 1,8
- Kabel-Fernauslöser für die Nikon + Fuji
- Sirui Stativ N-1004
- Manfrotto Dreiwegeneiger MA410
- Fuji XM-1
- Fuji XF 23mm 1,4
- Lowe Fotorucksack
- LED-Stirnlampe
Warum die Nikon? Weil das Vollformat mehr Details und Bearbeitungsspielraum hat. Gerade bei Gegenlicht ist es oft schwer den hohen Kontrast ordentlich auszugleichen. Auch die HDR-Bearbeitung hat manchmal ihre Nachteile.
Im Dunkeln bin ich den Weinberg hochmarschiert. Schnell wurde mir trotz der Kälte heiß. Offenbar kam an Weihnachten das ein oder andere Pfund dazu? Das spürt man am Berg sofort. Und Handschuhe und Pudelmütze wärmten auch sehr gut.
Als ich an der Location ankam, habe ich einen passenden Vordergrund gesucht und gefunden. Das Stativ aufgebaut und die Kamera auf den Dreiwegeneiger mit der Schnellwechselkupplung montiert.
Denn Fernauslöser konnte ich nicht anstecken. Es war zu dunkel! Zum Glück hatte ich eine LED-Stirnlampe dabei. Licht an und ich fand die Buchse auf Anhieb.
Bis zum Sonnenaufgang war noch über 3/4 Stunde Zeit. Die blaue Stunde begann.
Für ein paar erste Landschaftsaufnahmen machte ich mit dem 24-70mm in maximaler Teleeinstellung das erste Foto. Kein HDR. Mit Matrix-Belichtungsmessung. Der Kontrast war viel zu hoch. Der Vordergrund war in Ligthroom komplett schwarz. Die dunklen Stellen im Vordergrund konnte ich in Lightroom noch gut aufhellen. Zumindest so, daß man die Bäume in der ersten Hügelkette jetzt zu sehen bekommt. Auch der Dunst im Tal wird nun sichtbar.
Das nächste Foto ist das beste von mehreren Versuchen. Aus dem Weinberg die blaue Stunde. Aufgenommen mit Belichtungsreihen und in Lightroom per HDR den Kontrast ausgegelichen. Blende 8 und Belichtungszeiten zwischen 20 und 1/4 Sekunden. Je nach Licht wurden 6 – 10 Belichtungsreihen gemacht.
Die Zeit bis zum Sonnenaufgang fühlte sich sehr lange an. Bis dahin habe ich Belichtungsreihen von der blauen Stunde gemacht. Die Finger wurden von der Kälte langsam klam.
Inzwischen hatten sich am Horizont Schleierwolken gebildet. Mist. Hoffentlich fällt der Sonnenaufgang nicht aus? Ich hatte Glück. Es gab einen Sonnenaufgang. Er hat sich durch die Wolken allerdings etwas verzögert. Auch bei dieser Lichtsituation habe ich Belichtungsreihen gemacht. Dieses Mal mit viel kürzeren Verschlußzeiten. Auch 6 – 10 Belichtungsreihen. So entstanden einige ähnliche Motive. Das obige war das technisch Beste. Zum Einsatz kam immer das 20mm 1,8er von Nikon. Bei Blende 11 gab es wieder den schönen Sterneffekt bei der Sonne. Leider nur in den dunkleren Bereichen sichtbar 🙁
Zum Vergleich eine Aufnahme die nicht mit HDR bearbeitet wurde. Die Sonne ist zu hell. Die Lichter fressen aus. Nur durch abdunkeln der Lichter und aufhellen der dunklen Bereich kam Zeichnung in die alte Rebe. Mit einem Grau-Verlauffilter hätte man das fotografisch besser machen können. Na ja, beim nächsten Mal 😉
Am meisten hat mich erstaunt, was in den Weinbergen an einem Wintermorgen bereits an Betrieb war. Spaziergänger mit Hund. Jogger, Nordic-Walker, Autos und sogar ein Postauto habe ich erblickt. Wegen manchem Auto mußte ich meine Belichtungsreihen unterbrechen. Ganz schön nervig war das.
Nach dem Sonnenaufgang ging es wieder zurück. Vorbei an einigen Streuobstwiesen. Im Vordergrund sieht man ganz gut den Morgenfrost. Im sonnigen Hintergrund, bei den Obstbäumen, ist die Wiese schon angetaut und grüner.
Eiskristalle an einem Blatt.
Ein paar Schritte weiter erhellt die noch tiefstehende Sonne eine Wiese.
Auch wenn ich von der Fuji XM-1 begeistert bin. Mit dem Vollformat der Nikon D610 holt man dennoch mehr Detailreichtum aus einem Motiv. Für Fotos im Internet mag das nur selten etwas bringen. Da würde der kleinere Fuji-Sensor locker ausreichen.
Wenn man aber mehr Spielraum bei der Bildbearbeitung braucht. Wenn man mehr Details in den Farbabstufungen, Lichtern und dunklen Bereichen benötigt, ist das Vollformat noch einmal eine Klasse besser.
Voraussetzung sind allerdings sehr gute und hochauflösende Objektive. Die haben allerdings auch ihren Preis. Im Fotostudio und bei Landschaften ist die Nikon D610 immer noch die erste Wahl. Selbst bei schwierigen Lichtsituationen kann ich mit dieser Kamera noch vieles in Lightroom an Bildinformationen heraus kitzeln.
Auf jeden Fall hat sich das etwas frühe Aufstehen mal wieder gelohnt.
Dank der heutigen Wetter-Apps kann man das Wetter relativ gut vorhersehen. Wobei eine Wolkenbildung die Lichtstimmung immer zunichte machen kann. In dem Punkt hatte ich 2015 immer Glück.
Als nächstes würde ich gerne von der Location die Landschaft im Schnee fotografieren. Aber Schnee ist bei uns in diesem Winter bisher noch keiner gesichtet worden.
Schaun wir mal. Sind ja noch ein paar Monate Winter. Vielleicht gibt es doch noch Schnee?