Wie ich ja bereits in einem anderen Artikel berichtet habe ist ein weiteres Hobby von mir das sammeln und pflegen von Kakteen. Seit über 20 Jahren sammle und pflege ich meist erfolgreich Kakteen und andere Sukkulenten. Oft gelingt es mir meine Kakteen zum blühen zu bringen. Wenn man weiß was man zu beachten hat, ist dies kein Hexenwerk. Im Gegenteil. Viele Kakteen blühen sogar sehr zuverlässig, wenn man sie im Winter kühl und trocken gehalten hat.
Natürlich ist es als Kakteenpfleger auch ein Bedürfnis die blühenden Pfleglinge fotografisch festzuhalten. In den letzten 20 Jahren habe ich hier bereits viele Aufnahmetechniken ausprobiert. Inzwischen hat sich ein gewisser Ablauf eingespielt. Neudeutsch würde man das wohl als Workflow bezeichnen.
Die Schwierigkeit bei vielen der Kakteenblüten ist eine halbwegs farbechte Wiedergabe. Ich möchte die Feinheiten der oft fein differenzierten Farbabstufungen wiedergeben. Aber die Farben sollen dabei nicht zu blass wirken. Die Farbintensität soll also erhalten bleiben.
Nach vielen verschiedenen Ansätzen kam so mein jetziger Aufbau zu Stande. Im Prinzip ist dieser sehr miminalistisch.
Meine Art blühende Kakteen zu fotografieren
- Als Hintergrund wird ein einfarbiger Fotokarton verwendet
- Als Lichtquelle bevorzuge ich diffuses Licht
- Und natürlich eine Kamera mit gutem Makroberreich
- Ein stabiles Dreibeinstativ
- Perspektive und Objektive variieren
Hiermit habe ich die für mich wichtigsten Faktoren genannt. Alles andere ist flexibel variierbar. Ok, um weiteren Fragen vorzubeugen werde ich euch weitere Details erläutern.
Einfarbiger Hintergrund
Wozu? Ganz einfach, dadurch wird störendes und unruhiges, welches vom Hauptmotiv Kaktus mit Blüte abblenken könnte, ausgeblendet. Ich verwende hierzu meist einfarbigen Fotohintergrund. Die Farbe ist zum einen Geschmackssache als auch vom Verwendungszweck abhängig.
Ich verwende meist einen dunkelgrünen Hintergrund. Dies wirkt meist am nätürlichsten. Zumindest assozieren die meisten Menschen die Farbe grün mit der Natur.
Wenn ich aber eine Blüte oder eine Pflanze freistellen möchte, kommt auch auch ein weißer Hintergrund zum Einsatz. Ein weißer Hintergrund gefällt mir bei solchen Motiven eigentlich nicht. Aber für bestimmte Zwecke erleichtert er die Bearbeitung. Wenn man zum Beispiel die Pflanze per Bildbearbeitung ausschneiden möchte um sie als Montage in einem anderen Bild als Bestandteil verwenden will. Durch den hellen weißen Hintergrund kann man mit dem Zauberstab von Photoshop mit minimalen Bearbeitungsaufwand das Motiv ausschneiden und als eigene Ebene in eine Komposition einfügen.
Die selbe Anforderungen haben viele Designer, Webmaster und Fotografen die Fotos bei Stockagenturen suchen. Viele Motive werden zur Weiterverarbeitung als Montagebestandteil benötigt. Da ist es eine wesentliche Zeit- und Kostensersparnis wenn es das gesuchter Fotomotiv bereits freigestellt mit weißen Hintergrund zu erwerben gibt.
Hin und wieder verwende ich auch einen hellblauen Hintergrund. Diese Farbe hat auf viele Betrachter auch einen relativ natürlichen Eindruck. Dabei denken viele an einen blauen Himmel.
Wenn man gerade keinen passenden Hintergrund zur Hand hat, kann man auch durch Improvisation zu einem guten Ergebnis kommen. Auf dem nächsten Foto hielt ich den blühenden Kaktus einfach gegen den blauen Himmel. Allerdings sollte man wissen, daß so ein Foto vom Belichtungsmesser meist unterbelichtet wird, da der Kontrast zwischen Motiv und Himmel meist zu hoch ist. Ich habe diesen Kontrast durch einen Aufhellblitz ausgeglichen. So ist der Himmel als auch der blühende Kaktus korrekt belichtet worden.
Die übliche seitlich ausgerichtete Aufnahmeposition auf Augenhöhe mit der Blüte erschien mir etwas zu alltäglich. Also habe ich bei diesem Foto die Froschperspektive gewählt. Den Kaktus mit einer Hand nach oben gegen den Himmel gehalten und mit der anderen Hand das Foto gemacht. Durch den tiefen Blickwinkel und einem leichten Weitwinkelobjektiv kommt etwas mehr Spannung in das Bild. Alleine schon dadurch da das Motiv so ungewöhnlich vom Blickwinkel gezeigt wird.
Also wie bereits erwähnt verwende ich meist einen großen Fotokarkton wie man ihn in jedem Schreibwarengeschäft kaufen kann. Meine Farbfavoriten sind hier dunkelgrün und hellblau. Zum freistellen verwende ich das hellste weiß. Dieses ist mit optischen Aufhellern ausgestattet womit man ein reines weiß erzielt. Da die meisten meiner Kakteen nicht so groß oder hoch sind reicht dieser große Fotokarten locker von der Größe. Damit im Hintergrund keine Kanten enstehen wird er wie eine Hohlkehle aufgebaut. So ist ein Bogen Unterlage für das Fotomotiv als auch gleichzeitig Hintergrund.
Wer ein Fotostudio hat wird hier sicherlich einen ab- und aufrollbaren Fotokarton verwenden. Die Farben sind hier ähnlich, nur die Kartonfläche ist länger und breiter. Solche Fotohintergründe gibt es in Breiten von 1,35 m und 2,70 m. Wer auch noch andere und vor allem größere Motive im Studio ablichtet für den wird dies der Standard sein.
Ein einfarbiges Tuch kann natürlich auch als Hintergrund dienen. Allerdings sollte es keine Falten haben, da man diese sonst auf dem Foto störend erkennen könnte.
Von Ikea gibt es das Fensterrollo ENJA, welches von manchen sparsamen Fotografen als einfarbiger Hintergrund eingesetzt wird. ENJE gibt es in dunkelgrau, weiss und violett und ist 60 cm hoch und 250 cm breit und kostet nur 17,99 € je Stück (Stand 2010).
Das passende Licht für blühende Kakteen
Diffuses Licht ist hier mein absoluter Favorit. Sonnenlicht und Blitzlicht verwende ich nur im äußersten Notfall oder um neues auszuprobieren! Zwei Varianten wende ich für ein diffuses Licht an. Ohne Blitz oder Blitzanlage. Entweder im Freien auf dem Balkon wenn er noch schattig ist. Dies geht bei unserem Westbalkon nur Vormittags. Ab Mittag gegen 12 Uhr kann es da sonnig werden. Aber das möchte ich ja nicht, da somit die Kontraste zu hoch sein könnten und viele Details in den Blüten verloren gehen.
Meine Alternative bei unpassenden Wetter (Sonne, Regen oder Schnee) ist mein Arbeitszimmer. Ein Nordfenster bringt am Tag sehr weiches Licht. Unabhängig vom Wetter. Allerdings resultieren daraus oft wesentliche längere Verschlußzeiten und erfordern dadurch exakteres und bewussteres Arbeiten. Ein stabiles Dreibeinstativ setze ich auch bei den Aussenaufnahmen ein. Bei den Innenaufnahme ist es aber ein absolutes Muss. Und beim Einsatz einer Spiegelreflexkamera kommt nur ein Modell mit Spiegelvorauslösung zum Einsatz, da sonst die Erschütterung des Spiegelschlages die Aufnahme verwackeln könnte. Dazu gehört natürlich auch eine kabellose Fernauslösemöglichkeit. So vermeidet man weitere Erschütterungen oder Verwacklungen.
Eine Blitz oder Sonnenlicht setzte ich nur wenn es nicht anders geht ein. Also nur in unveränderlichen Situationen oder wenn ich einen Effekt oder neue Einstellungen ausprobiere.
Eine Kamera für den Nahbereich
Was für eine Kamera kommt für blühende Kakteen zum Einsatz? Ich verwende eine digitale Spiegelreflexkamera. Aber im Prinzip kann jede Kamera die nahaufnahmetaugliche Fotos realiseren kann eingesetzt werden. Wobei eine digitale Spiegelreflexkamera ein paar Pluspunkte mehr hat. Allerdings je nach Ausrüstung auch wesentlich mehr kosten kann.
Vorteile einer Spiegelreflexkamera?
- RAW-Dateiformat bietet mehr Spielraum in der Nachbearbeitung als JPE oder TIFF.
- Größere Objektivauswahl bietet meist mehr Gestaltungsmöglichkeiten
- Oft auch bessere optische Qualtität als Kameras mit großem Zoombereich
Ein stabiles Dreibeinstativ
Neben einer guten Kamera sollte man im Nahbereich da wo möglich mit einem stabilen Dreibeinstativ fotografieren. So erhält man meist wirklich scharfe Fotos. Durch die oft sehr geringe Schärfentiefe im Nahbereich liegt man bei Freihandaufnahmen sehr leicht und häufig daneben. Das bedeutet unscharf.
Bei Spiegelreflexkameras und einer längeren Verschlusszeiten ist eine Spiegelvorauslösung sehr hilfreich. So werden Erschütterungen die durch den Spiegelschlag entstehen unterbunden. Leider haben nur die besseren Spiegelreflexkameras diese Funktion.
Die Perspektive und die Objektive variieren
Damit meine Fotos nicht zu langweilig wirken, variiere ich manchmal durch andere Brennweiten oder durch Veränderung des Blickwinkels den Eindruck. Nicht immer kommt dabei etwas besseres zu Stande.
Aber manches Blütenmotiv kann dadurch auch interessanter und spannender wirken.
So habe ich das vierte Foto der Echinopsis marsoneri von unten nach oben gegen den Himmel fotografiert. Bei einer kleinen Blüte wäre dies allerdings weniger interessant. Bei dieser großen Blüte ergibt sich allerdings ein interessanter für viele ungewohnter Blickwinkel, was das Motiv für viele Betrachter interessanter erscheinen läßt.
Beim nächsten Foto habe ich genau das Gegenteil angewendet. Sozusagen aus einer schrägen Vogelperspektive. Normalerweise ist dies für Blütenfotos weniger vorteilhaft. Zumindest bringt es keiner Verbesserung in der Bildqualität. Bei diesem Motiv sind allerdings mehrere Blüten vorhanden die man in der Seitenansicht oder Froschperspektive gar nicht alle wiedergeben könnte. So paßt hier die leicht schräge Vogelperspektive besser. Und ein Weitwinkelobjektiv bringt dann auch noch die durchgehende Schärfentiefe auf allen Blüten hin.
Die Aufnahme entstand bei grellem Sonnenlicht. Wie man sieht sind die Feinheiten der Blüten leider nicht so differenziert zu erkennen. Beim letzten Foto kann man dagegen die pastelfarbenen Farbabstufungen auch im Foto sehr gut erkennen.
Das letzte Foto enstand im Prinzip wie das vorige. Leicht schräge Vogelperspektive um alle drei Blüten abbilden zu können. Trotz einem Weitwinkel habe ich die Schärfe nur auf die vordere Blüte gestellt. So entsteht durch die Unschärfe der hinteren beiden Blüten etwas mehr Tiefe im Bild.
Wie man sieht kann man mit relativ geringen Aufwand zu ganz guten fotografischen Ergebnissen gelangen. Mit einem farbigen Fotokarten, einer Kamera, einem Stativ und einer weichen Lichtquelle kann man sofort loslegen.
Ich hatte bevor ich zu meiner Freundin gezogen bin auch einige Kakteen. Auch welche die schön blühten wie z.B. der Weihnachtskaktus. Er blühte immer wie der Name schon sagt zur Weihnachtszeit. Nur leider war der Topf für eine mitnahme zu gross und zu schwer. Dann hatte ich noch einen Kartus der wie eine Palme aussah, weis abern icht wie er heisst. Mal sehen ob ich mir hier für die Neue wohnung auch wieder ein paar Blümchen anschaffe.
Sind ja echt klasse Bilder, da bekommt man richtig Lust in zum einen sich gleich nen Kaktus zu besorgen zum anderen auch so tolle Bilder zu machen. Der Hintergrund mit dem Himmel fand ich auch eine super Idee, mitunter kommt man echt nicht auf die einfachsten Dinge.
ich würde mir mal solche blühende Kakteen selber ziehen wollen wäre dann mal gespannt ob die auch so schön blühen wie bei dir auf den Fotos die natürlich sehr schön sind.
Ich lieeeeebe Kakteen. Leider sieht man sie so selten blühen. Aus diesem Grund, danke für die tollen Fotos. Schöner können sie auch in echt kaum aussehen!