Vor einigen Wochen musste ich mich in der Foodfotografie versuchen. Was soll da so schwer sein, wenn man Lebensmittel fotografiert? Na ja, in der Praxis stellt sich dieses Fotothema dann doch wesentlich aufwändiger dar als die meisten denken werden.
Vor dem ersten Foto habe ich erst einmal etwas gegooglet. Allerdings findet man da meist nur recht allgemeine Informationen. Eine grobe Einschätzung ist damit durchaus möglich. Details wird man allerdings selten finden. So erfährt man in einigen Blogs und Foren, daß in der Foodfotografie nicht selten mit künstlichen Produkten gearbeitet wird! Wie man Rauch simuliert oder wo man künstliche Eiswürfel oder Wassertropfen herbekommt sind da noch die besten Infos.
Also habe ich einfach meine ersten Versuche gemacht. Am Wochenende koche ich öfters mal etwas leckeres. Auf die Dekoration habe ich bisher nie groß geachtet. Dies ist nun anders. Mein erstes Model war eine Paprika-Hühnerbrust die angebraten wurde und mit Basmati-Zitronenreis und einer Sauce vom Bratenansatz und Sahne bestand:
Das erste Ergebnis fand ich schon ganz gut. Super ist aber etwas anderes. Damit nichts vom Objekt ablenkt, habe ich bewußt viel weiß einfließen lassen. Was könnte man noch verbessern? Der Saucenspiegel ist leider recht unregelmäßig am Rand. Leider habe ich mit der Sauce auch auf den Reis gekleckert. Und das Reistürmchen wollte ich nicht zerstören. Fotografisch könnte im weißen Bereich noch ein hellerer Weißpunkt sein. Das Muster auf dem Teller, auch wenn es unscharf ist, gefällt mir auch nicht. Lieber neutral oder farbig wäre stimmiger.
Eine Woche später habe ich Ossobuco gemacht. Bei diesen Aufnahmen habe ich schon manches besser gemacht. Der Teller ist durchgehend im neutralen weiß. Zur optischen Auflockerung habe ich noch die Beilage im Unschärfebereich und in einem separaten Teller im Hintergrund positioniert. Die Sauce ist durch den Transport etwas bewegt worden, wodurch leichte dünne Ränder entstanden.
Da ich das Foto in einem anderen Raum gemacht habe, war der Transport der dekorierten Speise erforderlich. Besser wäre es die Speise im Fotostudio zu dekorieren. Dadurch hätte ich diese Kleinigkeit noch etwas optimieren können.
Am Folgetag habe ich Penne all’arrabiata gemacht. Nudeln mit Chilisauce. Symbolisch ziert eine Chilischote den breiten Tellerrand und gibt zudem noch einen feurigen Farbkontrast.
Nach diesen drei Versuchen in der Foodfotografie habe ich festgestellt das solche Motive gar nicht so einfach zu fotografieren sind!
Dennoch werde ich in Zukunft weider Fotofotos machen. Aus den bisherigen Fotos habe ich einige Erkenntnisse gewinnen können und werde einiges in Zukunft anders machen.
Die Fotos enstanden alle zur normalen Essenszeit. Dies ist zum fotografieren ein Nachteil, da man meist Hunger hat und nicht unbedingt etwas kaltes Essen möchte. Deswegen werde ich die nächsten Foodfotos wahrscheinlich mit gefüllten Magen machen und erst einmal an kalten Speisen und Lebensmitteln mehr fotografisches Grundwissen erarbeiten.
Meine to do`s für weitere Foodfotos:
- angerichtet wird in Zukunft im Fotostudio
- neutrales Geschirr in weiß oder monochromen Farben auswählen
- Aufbau einer Geschirrsammlung aus Tellern, Schalen und Schüsseln in verschiedenen Formen. Suche in 1 € Shops, Ebay und auf Flohmärkten …
- Aufbau für Accessoires wie Tischdecken, Platzdecken, Platzteller … über Bezugsquellen wie beim Geschirr.
- Zu Beginn lieber kalte Speisen, da man da nicht so unter Zeitdruck steht.
- Keine Fotos mache wenn man Hunger hat
- Die Nachbearbeitung mit Photoshop verfeinern
In den nächsten Wochen werde ich mir eine kleine Auswahl an Geschirr und Asseccoires kaufen und etwas mehr Vielfalt in die Bilder zu bringen.
Geplant sind erst einmal ein paar Fotos von kalten Speisen um etwas mehr Übung zu bringen.
Der Vorteil der Foodfotografie, ist das man kein Model braucht.
In Ruhe fotografieren kann man bei einigen Motiven vergessen, da sie sich verändern können und irgendwann weniger fotogen aussehen.
Welche Erfahrungen habt ihr mit der Foodfotografie gemacht?
Hm… Ich bin kein Experte, aber ich würde mehr Zeit für den Aufbau verwenden und vor allem weniger Essen verwenden.
Hallo Bernd,
aktuell lese ich mich ein wenig in die Food-Fotografie ein. Wie Du schon geschrieben hast, gibt es dazu zwar viele Seiten im Netz, allerdings sind „echte“ Tipps dann oft recht rar. Von da her finde ich Deine Ratschläge für klasse. Dürfte ich noch fragen, welches Objektiv Du dafür verwendet hast?
Danke und Gruß
@ Andreas Bernhard
Hier verwende ich meist das Micro-Nikkor 2,8/60 mm AFD. Zum einen ist es knackescharf und durch den Makrobereich kann man nah genug an ein Motiv heran um auch mal mit der Schärentiefe zu gestalten.
Im Prinzip ist fast jedes Makro-Objektiv geeignet. Tilt-Shift-Objektive wären sicherlich auch eine gestaltersiche Bereicherung. Oder ein leichtes Tele mit hoher Lichtstärke und noch besser freistellen zu können.
MFG
Bernd
Hallo Bernd
danke für die schnelle Antwort, ich hoffe ich darf nochmals mit einer Frage nerven: Ich fotografiere mit einer Canon (550D) und liebäugle gerade mit dem 50mm 1,8 Festbrennweite. Für knapp 100,– Euro ist die Anschaffung auch recht überschaubar.
Denkst Du, dass ich damit auch in der Food-Fotografie klar kommen kann?
Danke und Gruß
Andreas
@ Andreas Bernhard
Könnte in Abhängigkeit vom Motiv und Bildausschnitt geeignet sein und wäre auch eine günstige Allroundalternative.
Vor allem ist es durch die hohe Lichtstärke für viele Motivbereich vielseitig einsetzbar.
Für extremere Nahaufnahmen könnte man mit Zubehör wie Makro-Achromaten, Nahlinsen, Telekonverter, Zwischenringe oder Umkehrring realisieren.
Durch den Crop-Faktor deiner Kamera hat man aber auch schon einen kleineren Bildausschnitt als bei einer Vollformat (24x36mm) Digitalkamera.
MFG
Bernd