Kühe als Fotomotiv? Welch langeweiliges Motiv? Denkste! Im letzten Sommer waren wir im Tannheimer Tal täglich auf Wanderungen in den Bergen unterwegs. Bereits vor dem Urlaub hatte ich den Gedanken auch mal Kühe auf der Weide zu fotografieren. Nur wo? Auf der Krinnenalpe bot sich dann am vorletzten Urlaubstag die Möglichkeit. Der Wanderweg führte genau durch eine Alm, welche von zahlreichen Kühen besiedelt war. Nun bin ich kein Experte in Sachen Kühen und habe mich einfach mal auf naive Art und Weise den grossen Tieren genähert:

Etwas mulmig war mir am Anfang schon als ich zwischen den grossen Tieren stand. Fotografisch habe ich meine Nikon D7000 mit dem 10-24 Weitwinkelzoom ausgestattet. Ich wollte ein Tierportrait aus der Nähe von einer Kuh machen.
Die meisten Kühe waren trotz meiner Nähe recht unbeeindruckt. Keine gute Basis für ein Fotomodel. Also musste ich mir etwas einfallen lassen, damit die Kühe etwas kooperativer werden. Aber zu erst machte ich noch ein Foto aus sicherer Distand von einigen Kühen auf der Alm mit klassischen Bergpanorama im Hintergrund.

Dann näherte ich mich langsam in gebückter Haltung der ersten Ansammlung von Kühen. Testweise streckte ich meine freie Hand nach vorne. Bei einer Kuh weckte ich damit die Neugier. Sie bewegte sich auf meine ausgestreckte Hand zu. Vermutlich erwartete sie in der Hand etwas leckeres? Zumindest war die Hand von ihrer riesigen Zunge auch schnell vollgesabbert.
Ok. Das könnte der Anfang einer Model-Kariere werden? Mit der linken Hand dirigierte ich die Kuh in die gewünschte Richtung. Mit der rechten Hand ließ ich den Motor meiner Kamera laufen. Das Motorengeschäusch erschien der Kuh genauso interessiert. Sie war plötzlich zwischen linker und rechter Hand hin und hergezogen. Es war gar nicht so einfach, die Frontlinse vor der langen Zunge in Sicherheit zu bringen. Permanent musste ich der nahenden Zunge am Berg nach hinten ausweichen. So enstanden viele Fotos. Der Großteil dieser relativ unkrollierten Aufnahmen waren Ausschuss. Ein paar sind aber dank des eingesetzten Motors ein Volltreffer geworden:

Nach diesen Aufnahmen wusste ich das eine Kuhzunge sich rauh und nass anfühlt 😉
Und irgendwann ist die Kuh auch einmal stehen geblieben:

Durch den Einsatz vom 10 bis 14 mm Brennweite entsteht ein fast karikativer Bildeindruck. Anders hätte ich die Kuhportraits auch nicht realisieren können. Auf vielen Fotos waren Körperteile angeschnitten. Mit Motor kann man sich danach den besten Treffer heraus suchen.
Das Shooting war für mich ganz lustig. Leider haben da nur zwei Kühe aktiv mit gemacht. Die anderen hatten leider oder zum Glück kein Interesse fotografiert zu werden. Ich möchte nicht daran denken, wenn mich 20 – 30 Kühe versucht hätten abzuschlecken?
Einige der Fotos sind inzwischen bei einigen Bildagenturen online und verkaufen sich sogar gut. Eigentlich dachte ich, dass für Kuhfotos die Verkaufschancen gering sind, da es bereits eine grosse Auswahl gibt. Aber scheinbar lassen sich neue sauber fotografierte Kühe immer noch ordentlich verkaufen.
Das nervigste war übrigens die Bildbearbeitung. Unzählige Fliegen habe ich von den Kühen mit dem Retuschepinsel entfernt. Auch die meisten Kennmarken an den Ohren wurden für die Agenturfotos wegretuschiert.
Das Foto mit der Kuh mit der Zunge ist herrlich, da hat sich Arbeit gelohnt. Das Wegstempeln der Fliegen kann ich stark nachvollziehen, das Problem hatte ich bei meinen letzten Kuhbildern ebenfalls.
Hallo Robert,
ja das Foto mit der Zunge ist recht gut geworden. Mir gefällt auch der beobachtende Blick zum Fotografen ganz gut.
Bei den Stockagenturen verkauft sich allerdings das letzte Foto bisher am meisten. Ich hätte vorher eher auf den lustigen Moment getippt. Aber das kann sich ja auch noch ändern? Aber vielleicht werden eher seriöse Kuh-Motive für Werbezwecke gesucht?
Na ja, wer Milchprodukte herstellt und mit Kühen werben will, der möchte vielleicht nicht die Assoziation an eine raue, nasse Kuhzunge wecken wollen… 🙂